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Politik: Die beiden Favoriten im US-Wahlkampf Gore und Bush gewinnen bei der ersten Abstimmung in Iowa

Al Gore und George W. Bush haben die erste Hürde auf dem Weg zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat genommen.

Al Gore und George W. Bush haben die erste Hürde auf dem Weg zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat genommen. Bei den Partei-Versammlungen im US-Bundesstaat Iowa, dem "Caucus" am Montagabend, sprachen sich 63 Prozent der Demokraten für Gore und 41 Prozent der Republikaner für Bush aus. Es war das erste Mal überhaupt, dass sich die insgesamt acht Kandidaten für die Clinton-Nachfolge dem Wähler stellen mussten. Am 1. Februar folgt die erste reguläre Vorwahl in New Hamp-shire. Im Sommer werden die Kandidaten beider Parteien für die Präsidentschaftswahl am 7. November offiziell gekürt.

Erwartungsgemäß schlug Vizepräsident Gore seinen einzigen innerparteilichen Rivalen, Ex-Senator Bill Bradley, deutlich. Bradley, der unmittelbar vor den Abstimmungen vor allem College-Studenten zu motivieren versucht hatte, kam auf 35 Prozent der Stimmen demokratischer Unterstützer; 2 Prozent votierten "unentschieden". Bush setzte sich gegen fünf Konkurrenten durch. Hinter ihm rangierten die rechtskonservativen Abtreibungsgegner Steve Forbes (30 Prozent), Alan Keyes (14 Prozent) und Gary Bauer (9 Prozent). Das Schlusslicht bildete Senator Orrin Hatch (1 Prozent).

Bushs landesweit wichtigster Rivale John McCain, der in Iowa nicht aktiv Wahlkampf geführt hatte, kam auf 5 Prozent. Das Ergebnis entsprach weitgehend den Prognosen. Erneut schnitt indes in Iowa die christlich-fundamentalistische Rechte mit Forbes, Keyes und Bauer besser ab als vorausgesagt. Bush hatte sich 37 Prozentpunkte als Ziel gesetzt, indes auf bis zu 50 Prozent gehofft. Für Forbes waren nur gut 20 Prozentpunkte vorausgesagt worden. Bei den Demokraten war ein 2-zu-1-Vorsprung für Gore prognostiziert worden.

Bush nannte seinen Erfolg einen "überwältigenden Sieg" und meinte: "Iowa ist das Beginn des Endes der Clinton-Ära." Alle, die der Skandale überdrüssig seien, sollten sich ihm anschließen. McCains schwaches Abschneiden sei angesichts des Verzichts des Senators auf alle Wahlkampfauftritte in Iowa "ohne jede Bedeutung". Gore rief seinen Anhängern zu: "Wir haben erst begonnen zu kämpfen!" Er bedankte sich bei den Wählern in Iowa "für all das, was Ihr mir beigebracht habt in Zeiten, in denen wir einen grundlegenden Wandel brauchen". Er habe ein neues Verständnis seiner Bewerbung, meinte Gore. "Ich bin nicht mehr ein Vizepräsident, der zum Präsidenten befördert werden will, sondern ein Amerikaner, der für das amerikanische Volk um die Präsidentschaft kämpft." Clinton gratulierte Gore telefonisch.

Forbes prognostizierte, dass Bush in New Hampshire Dritter hinter McCain und ihm selbst werde. "Washington ist reaktionär - ich bin der wahre Revolutionär!" Der seit 1994 republikanisch dominierte Kongress sei viel zu zögerlich bei der Umsetzung konservativer Ideale.

Keyes bezeichnete sein Abschneiden als "gutes Sprungbrett". Der begnadete Orator und ehemalige Botschafter bei der UN meinte: "Es reicht eben nicht, Positionen zu verkünden - man muss sie auch verteidigen können und das Volk überzeugen." Bush könne unter Druck, beispielsweise gegen Al Gore, seine Überzeugungen nicht verteidigen. Die Republikaner müssten mit dem Ziel einer Erneuerung von Werten und Moral in den Wahlkampf ziehen - "wenn wir mit dem Thema Wirtschaft gewinnen wollten, wären wir ja blöde."

Bradley gratulierte Gore und bekannte: "Heute Abend fühle ich ein bisschen mehr Demut." Er freue sich, dass er unter den Jungwählern gewonnen habe und sei nun erst recht angespornt. Wie auch Forbes, Bush und Gore gab sich Bradley betont kämpferisch. Bradley hatte in Iowa mehr Geld und Zeit investiert als Gore. McCain bezeichnete "einzig die Höhe des Gore-Sieges als überraschend". Der Senator sagte: "Die Geschichte beweist, dass Iowa keine Auswirkungen für New Hampshire hat." Hatch kündigte an, über die Einstellung seines Wahlkampfes nachdenken zu wollen.

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