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Politik: Die CDU-Chefin: Angela Merkel in Potsdam - "Abweichler" Schönbohm vermeidet die Auseinandersetzung

"Eine Regieklappe kann ich jetzt in der Tat gut gebrauchen." Angela Merkel hat sich höflich für das mit feiner Ironie ausgewählte Geschenk bedankt.

"Eine Regieklappe kann ich jetzt in der Tat gut gebrauchen." Angela Merkel hat sich höflich für das mit feiner Ironie ausgewählte Geschenk bedankt. Freilich, die zweite Gabe der Babelsberger Medienstadt-Manager, einen etwas martialisch aussehenden Dolch, hat die CDU-Vorsitzende lieber schnell weggelegt: Das wäre wohl nicht ganz die richtige Fernseh-Symbolik für die aktuellen Auseinandersetzungen in der Union seit dem Debakel im Bundesrat, die diesem Potsdam--Besuch eine gewisse Pikanterie geben.

Wenn sich die CDU-Bundesvorsitzende zu einer mehrstündigen Visite nach Brandenburg begibt, wäre dies unter normalen Umständen ein Top-Termin für die hiesige Parteiprominenz. Aber CDU-Landeschef Jörg Schönbohm, einer der in der Union heftigen umstrittenen "Abweichler", ist nicht dabei. Der Vizeregierungschef müsse Brandenburg schließlich bei der Queen in Berlin repräsentieren, erklärt Sprecher Stephan Goericke. Und Angela Merkel sieht auch nicht so aus, als ob sie darüber unglücklich wäre. Gleichwohl hat Merkel den märkischen CDU-Chef, der beim Streit um die Steuerreform am Ende die Regierungsbank nach neun Oppositionsjahren doch der Parteiräson vorzog, am Tag zuvor empfindlich getroffen: Manche tragen den Kampfanzug, so Merkel, "und haben trotzdem schwache Nerven".

Der Ex-General, damit in einer Fernsehsendung konfrontiert, rang sichtlich mit Fassung. So groß der Zorn bei Merkel und Fraktionschef Friedrich Merz auch sein mag, so sehr die bayrische CSU zum Sturm gegen die Abweichler bläst: An Schönbohms Heimatfront herrscht Ruhe, aus der Basis der CDU gibt es keine Kritik an seinem Ja zur Steuerreform. Am Freitagabend im Landesausschuss wurde Schönbohm mit stehenden Ovationen empfangen. Nur aus dem Westen, heißt es in der Potsdamer CDU-Zentrale, seien ein paar Protestfaxe eingegangen. Und Beate Blechinger, die Landtagsfraktionschefin, hatte per Pressemitteilung die beschlossene Steuerreform sogar als "persönlichen Erfolg" Schönbohms gepriesen. Auch Blechinger muss der Parteivorsitzenden an diesem Tag bedauerlicherweise einen Korb geben: Eine wichtige Ausschusssitzung zur Bildungspolitik mit dem Koalitionspartner, heißt es zur Begründung.

So begleitet die zweite Reihe der märkischen Union, ein paar Landtagsabgeordnete, die junge Bundestagsabgeordnete Katharina Reiche, Merkel beim Sightseeing durch die Babelsberger Medienstadt. Kurz vor Mittag, die Visite ist beinahe beendet, die Überraschung: Jörg Schönbohm kommt doch. Er habe, so seine Begrüßung, "heute seinen Kampfanzug ausgezogen". Das wars, kein Schlagabtausch mit dem Brandenburger CDU-Chef. Sollte Schönbohm seinen Platz im CDU-Präsidium zur Verfügung stellen? Parteichefin Merkel, selbst er 100 Tage im Amt: "Quatsch".

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