zum Hauptinhalt

Politik: Die ersten Worte: „Alle leben“

Ein Roboter hat die sieben Besatzungsmitglieder des russischen Tauchbootes gerettet

Ein bisschen zittrig und sichtlich erschöpft betraten sie am Sonntag gegen 14 Uhr Moskauer Zeit wieder festen Boden: die sieben Besatzungsmitglieder des russischen Tauchboots AS-28 Price, das am Donnerstag in der Beringsee, einem nordöstlichen Randmeer des Pazifik, in 190 Metern Tiefe gestrandet war.

Kommandant Wjatscheslaw Miloschewskij, die vier Besatzungsmitglieder, ein Vertreter des Stabs der Pazifikflotte und der Ingenieur aus der Werft bei Nischni Nowgorod, wo das Tauchboot gebaut worden war, hätten „Schweineglück“, bescheinigten die Ärzte den Geretteten nach ersten Untersuchungen. Bei allen stellten sie bisher nur Symptome einer schweren Erkältung fest – Folge der permanenten Unterkühlung bei fünf und sieben Grad.

Jelena Miloschewskaja, die Ehefrau des Tauchbootkommandanten, und deren Zwillingsmädchen brachen vor laufender Kamera in Freudentränen aus, als Reporter des russischen Fernsehens ihnen die frohe Botschaft übermittelten. Sie sei von Anfang an überzeugt gewesen, dass alles gut ausgehen werde. Denn die Besatzung sei sehr erfahren, sagt die Frau.

Äußerst knapp war es wohl dennoch. Auf das Schlimmste gefasst, hatte die Besatzung die Sauerstoffzufuhr offenbar gleich zu Beginn der Havarie gedrosselt. So jedenfalls zitierte ein Flottensprecher gestern Kommandant Miloschewskij. Zwar hieß es, die Atemluft-Vorräte an Bord des Tauchboots würden noch bis Sonntagabend reichen. Unklar blieb dabei jedoch, welche Zeitzone der in Moskau sitzende Admiral damit meinte. Die Nerven lagen daher in Moskau und auf dem Rettungsschiff „Lagjes“ blank, von dem aus Verteidigungsminister Sergej Iwanow die finale Phase der Bergungsarbeiten persönlich leitete.

Versuche, die AS-28 in flaches Wasser zu schleppen, waren am späten Samstagabend endgültig fehlgeschlagen. Um 0:30 Uhr war endlich der Tauchroboter „Scorpion“ startklar. Er sollte die Stahltrossen eines Fischernetzes und einer Unterwasser-Antenne zersägen, in denen sich das Tauchboot verfangen hatte. Als er nach einer Stunde kaputt ging, wurde er an die Oberfläche gehievt, rasch repariert und erneut in die Tiefe gelassen. Nach vier Stunden war das Tauchboot befreit und machte sich startklar zum Auftauchen. Aus eigener Kraft.

Gegen 7:25 Uhr Moskauer Zeit sichtet das Rettungsschiff 200 Meter steuerbord den rot-weiß gestreiften Zylinder. Ein Rettungs-Katamaran dockt an. Ein Klopfzeichen wird gegeben, dann öffnet Kommandant Miloschewskij die Ausstiegsluke. Seine ersten Worte: „Alle leben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false