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Der Bundesvorsitzende der FDP, Christian Lindner.

© Franziska Kraufmann/dpa

Die FDP und ihre Comebackpläne: Ein Smarter und ein Unkonventioneller

Dass die FDP noch einmal an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert, will Parteichef Christian Lindner mit Wolfgang Kubicki als Sidekick verhindern. Das ist ein gewagtes Konzept. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Drei Könige waren es – nicht bei der FDP. Da gibt es einen, Christian Lindner, und dazu einen Sidekick, vulgo: Vizevorsitzenden, Wolfgang Kubicki. Zwei, die die liberale Idee nicht nur am Leben erhalten, sondern mit neuem Leben erfüllen wollen. Und unbedingt müssen, in diesem Wahljahr. Noch mal an der Fünf- Prozent-Hürde scheitern heißt, ganz an den Boden zu geraten.

Was aber auch durch Rückbezüge auf eine bessere Tradition zu verhindern ist: mit Liberalismus nach Art der Ikonen, der Helden früherer Jahre, Ralf Dahrendorf, Karl-Hermann Flach, Hans-Dietrich Genscher, Otto Graf Lambsdorff. Ja, der auch. Es dauert vielleicht noch ein bisschen, aber dann wird allen auffallen, dass Lambsdorffs Wende-Papier von 1982 zum Ende der sozialliberalen Ära mehr als nur neoturbomarktgrafliberal war. Vielmehr ist es so, dass bis heute fast alles in der Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftspolitik umgesetzt wurde. Auch mit Rot-Grün.

Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen, das geht. Wenn die FDP wieder so wichtig werden will wie unter Helmut Schmidt, als der Bundeskanzler war, ist das eine Stoßrichtung, mit der Wähler gewonnen werden: soziale Politik mit marktwirtschaftlichen Elementen. Nach was das klingt? Ja, auch nach Genscher und dessen Wendigkeit. Aber es klingt außerdem so, als könnten die gewendeten Grünen von heute zustimmen. Zumal sie es bereits unter Gerhard Schröder als Kanzler getan haben.

Also für Schmidt/Genscher, gegen Strauß – gegen ihn damals, heute gegen Horst Seehofer, der sich als neuer Franz Josef Strauß versteht. Seehofers Version des Konservativismus kommt bei einer FDP, die sich auf die genannten Zeiten besinnt, bestimmt nicht besser an als damals die von Strauß. Damit lässt sich aber auch heute in der Gesellschaft wieder punkten.

Dass eine liberale Stimme fehlt, finden auch viele Wähler

Dazu denken wir uns jetzt noch Bürgerrechtsliberalismus – mit Gerhart Baum, dem Champion der Beschwerden vorm Bundesverfassungsgericht –, einen aufgeklärten Umgang mit Big Data und Bildung als Bürgerrecht. Dann könnte die FDP wirklich mit einigem Recht für sich in Anspruch nehmen, dass eine solcherart liberale Partei im Bundestag fehlt.

So jedenfalls hat es Christian Lindner jetzt in seiner „Wir können es schaffen“-Rede am Dreikönigstag gesagt. Und nicht nur die Mehrheit der Partei, sondern zunehmend auch eine ausreichende Anzahl an Wählern ist gewillt, ihm das abzunehmen.
Lindner ist in mehrerlei Hinsicht Träger der Hoffnung. Smart, alert, eloquent verkörpert er Modernität, die dennoch nicht überspannt oder das Bürgertum provozierend daherkommt. Was allerdings nebenbei auf diesen Punkt hinweist: Der FDP-Chef ist von Jugend an ein Produkt der politischen Klasse, ist im Grunde Teil des lange werkelnden liberalen Establishments. Ein einzelner Unkonventioneller wie Kubicki reicht da nicht.

Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen: Den strammen Zuschnitt auf nur eine Person verträgt keine liberale Partei, nicht auf Dauer. Logisch, will sie doch divers sein. Wagt die FDP es trotzdem, hat diese Person auch nur einen einzigen Versuch. Scheitert die Person, riskiert die Partei, mit ihr zu scheitern.

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