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Politik: Die Freiheit zu feiern

Europa will nicht vorschreiben, wie seine Mitglieder den 9. Mai begehen

Von Hans Monath

Von Hans Monath

und Mariele Schulze Berndt

Eben erst hat Wirtschaftsminister Wolfgang Clement zur Attacke auf die vielen Feiertage geblasen, da droht aus Europa neues Ungemach: Der EU-Konvent ruft den 9. Mai zum europäischen Feiertag aus. Sollen die Deutschen dann nur die Ode an die Freude singen und die blaue Sternenfahne aufziehen? Oder dürfen sie sich bald an einem arbeitsfreien Tag über die politische Weitsicht Robert Schumans freuen?

Am 9. Mai 1950 hatte der damalige französische Außenminister seine Vision vom vereinten Europa verkündet. Dieser Auftritt gilt als Gründungsdatum der EU. In EU-Institutionen und dort, wo der europäische Gedanke lebendig ist, wird der Europatag schon jetzt gefeiert. Auch die Brüsseler Beamten dürfen am 9. Mai zu Hause bleiben.

Auf feste Regeln, wie man den Tag in der Union feiern muss, soll nach Auskunft des deutschen Diplomaten Nikolaus Meyer-Landruth aber verzichtet werden. Der Sprecher von Konventspräsident Valéry Giscard d´Estaing beruhigt alle, die etwa gesamteuropäische Faulenzerei befürchten: „Die Mitgliedstaaten haben jeden Spielraum, wie sie den Tag begehen wollen.“ Möglicherweise könne auch die Feier des 8. Mai – der Tag des Sieges über Nazi-Deutschland, der in Frankreich besonders gefeiert wird – auf den 9. Mai verschoben werden.

Und was haben die Deutschen künftig davon? Regierungssprecher Bela Anda dämpft die Vorfreude: Viel zu früh sei es, über die „nationale Umsetzung“ Auskunft zu geben. Die Grünen-Abgeordnete Anna Lührmann aber verlangt nun konsequent einen gesetzlichen Feiertag. Freilich will die 20-Jährige keinen zusätzlichen, sie will nur gegen einen anderen tauschen.

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