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Politik: Die Freunde schweigen

Irans Präsident findet in der arabischen Welt nur wenig Unterstützung für seinen israelfeindlichen Kurs

Der frühere iranische Präsident Mohammad Chatami hat die israelfeindlichen Äußerungen seines Nachfolgers Mahmud Ahmadinedschad am Sonntag heftig kritisiert. Mit seiner Forderung, Israel müsse „von der Landkarte getilgt“ werden, habe der Staatschef „hunderte politische und wirtschaftliche Probleme“ für den Iran heraufbeschworen, sagte Chatami der Nachrichtenagentur IRNA. Nach den Palästinensern distanzierte sich auch Ägypten deutlich von den Ahmadinedschads Äußerungen. Außenminister Ahmed Abu Gheit sagte am Sonntag vor Journalisten: „Iran und Israel sind Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, und so ein Phänomen (das Verschwinden eines Mitgliedsstaates, Anm. der Red.) hat es in der Geschichte niemals gegeben.“ Der iranische Präsident hatte zuvor gesagt, Israel müsse „von der Landkarte verschwinden“.

Abu Gheit verurteilte die Worte Ahmadinedschads nicht ausdrücklich. Aber er unterstrich, dass Ägypten als erstes arabisches Land einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen habe. Ahmadinedschad hatte in seiner umstrittenen Rede am Mittwoch auch die Länder, die Beziehungen zu Israel unterhalten, scharf angegriffen. Sie würden den „Zorn ihrer Bevölkerungen“ auf sich laden und die Niederlage der muslimischen Welt besiegeln. Als einzige arabische Länder haben Ägypten 1979 und Jordanien 1994 Frieden mit Israel geschlossen.

Im Gegensatz zur restlichen Staatengemeinschaft hat die arabische Welt zunächst zurückhaltend auf die radikalen Äußerungen Ahmadinedschads reagiert. Der jordanische Vize-Premierminister Marwan Muasher verweigerte einen Kommentar, wahrscheinlich um die angespannten Beziehungen zu Iran nicht weiter zu belasten. Jordanien wirft Iran vor, die Schiiten im Süden des Irak zu unterstützen und sich in die inneren Angelegenheiten des Nachbarlandes einzumischen.

Auch in den arabischen Zeitungen gab es zunächst nur wenige und geteilte Kommentare. Während einige Zeitungen sie als ungeschickt verurteilten, fanden andere Kommentatoren Verständnis dafür, in dieser Form auf das Schicksal der Palästinenser aufmerksam zu machen. Die panarabische Zeitung „As-Sharq al-Awsat“ warnte, dass Iran mit den Äußerungen Israel den „perfekten Vorwand“ für einen Militärschlag gegen sein Atomprogramm liefere. Am Sonntag kritisierte ein Kommentator indirekt die Äußerungen, indem er darauf verwies, dass die Forderung nach der „Eliminierung Israels“ der gleichen „Geisteshaltung“ entspringe wie das „strategische Ziel Israels, die Palästinenser zu eliminieren“. Die saudische Zeitung „Al-Jazeera“ kritisierte, dass der UN-Sicherheitsrat nicht interveniere, wenn Israel mehr als 30 Luftangriffe auf Gaza starte, wohl aber, wenn es um die Verteidigung Israels gehe. Die ägyptische Tageszeitung „Al-Gumhuriyya“ befand nach der Debatte im UN-Sicherheitsrat, dass die westlichen Hauptstädte einschließlich Moskaus die Welt „durch israelische Augen sehen“.

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