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Politik: Die Friedenstruppe KFOR wird gegenüber der UCK immer misstrauischer

Zwei Monate nach dem Einmarsch der Friedenstruppe KFOR bestimmen Konfrontation und scharfe Worte das Verhältnis zwischen den internationalen Militärs und der UCK-Miliz der Kosovo- Albaner. Es wird klar, dass sich zumindest Kreise innerhalb der Miliz den Plänen für eine Demilitarisierung im Kosovo nicht fügen und stattdessen militärisch und politisch den "Herrn im eigenen Haus" spielen wollen.

Zwei Monate nach dem Einmarsch der Friedenstruppe KFOR bestimmen Konfrontation und scharfe Worte das Verhältnis zwischen den internationalen Militärs und der UCK-Miliz der Kosovo- Albaner. Es wird klar, dass sich zumindest Kreise innerhalb der Miliz den Plänen für eine Demilitarisierung im Kosovo nicht fügen und stattdessen militärisch und politisch den "Herrn im eigenen Haus" spielen wollen. Die Kraftprobe hat bereits begonnen. Sie wird begleitet von immer häufigeren Anschlägen gegen Soldaten der KFOR, deren Urheber öffentlich nicht bekannt gemacht wurden. Die KFOR-Soldaten reagieren zunehmend misstrauischer und fürchten oftmals Vergeltung.

In den Verhandlungen über die Demilitarisierung zwischen KFOR und UCK habe es bei den letzten Treffen eine deutliche Verschlechterung der Atmosphäre gegeben, berichtet ein KFOR-Offizier. Mehrere Gespräche seien bereits nach Minuten abgebrochen worden, während etwa 5000 UCK-Kämpfer in Kasernierungsgebieten abwarten und deutlich mehr zum Aufbau zerstörter Häuser zu ihren Familien zurückgekehrt sind.

Während die internationale Gemeinschaft eine unbewaffnete Truppe will und zudem mit Polizeistellen für die Kämpfer lockt, wollen Teile der UCK-Führung eine reguläre Armee unter dem Kürzel UK - das C für Clirimtare (Befreiung) ist für sie überflüssig geworden. Aus der KFOR heißt es, der Chef des UCK-Generalstabes, Agim Ceku, weigere sich, seiner Gefolgschaft die für sie bittere Wahrheit zu präsentieren.

Die Spannungen am Verhandlungstisch sind schnell bis auf die Straße durchgeschlagen. Der "Innenminister" der selbst ernannten Kosovo-Regierung, UCK-Mann Rexhep Selimi, bedrohte britische Soldaten mit einer Waffe, nachdem er in einem Geländewagen mit Blaulicht angehalten wurde. Von der KFOR war er zuvor schon als ein Hardliner in den Demilitarisierungsverhandlungen identifiziert worden.

Am Freitag ging er der KFOR erneut ins Netz: Bei der Untersuchung der zunehmenden Kriminalität und Gewalt in Pristina trafen Soldaten auf Selimi und seine Kameraden, die mit Waffen, Radioscannern für das Abhören des Funkverkehrs, viel Bargeld und selbstgefertigten Polizeiausweisen in einem Gebäude des "Ministeriums für öffentliche Ordnung" saßen.

In einem Interview der Zeitung "Koha Ditore" (Pristina) ließ Selimi seiner Wut freien Lauf - auch weil bei der Untersuchung des Gebäudes Drogenspürhunde eingesetzt worden seien. Er fühle sich in seinem nationalen Stolz verletzt. "Wir erwarten, dass diese Leute uns verstehen. Diese Regierung wurde auf dem Blut unseres Volkes errichtet. Wir sind aber nicht optimistisch, dass sie das schnell verstehen werden." Die selbe Zeitung zitierte den KFOR-Sprecher Hodges mit den Worten: "Seit unserer Ankunft haben vier Personen ihre Waffen auf britische Friedensschützer gerichtet. Vier sind tot."

Die KFOR will derzeit nach den Worten eines anderen Offiziers vor allem verhindern, dass Teile der UCK in den Untergrund gehen. "An der Oberfläche halten", sei das Ziel.

Carsten Hoffmann

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