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Politik: Die Hoffnung heißt Mali

Das Land sichert Berlin im Sahara-Geiseldrama Hilfe zu

Deutschlands Sonderbeauftragter für die Geiselentführung in der Sahara, Staatssekretär Jürgen Chrobog, brachte halbwegs frohe Kunde aus dem nordwestafrikanischen Wüstenstaat Mali mit nach Hause: Die im Februar und März in Südalgerien von islamistischen Terroristen verschleppten 15 europäischen Urlauber sind offenbar am Leben. Sie sollen sich im Norden des algerischen Nachbarlandes befinden oder auf dem Weg dorthin sein. Und die Regierung Malis reagierte offenbar auf die Bitte des Westens nach enger Zusammenarbeit bei der Beendigung des Dramas sehr viel offener, als dies in Algerien der Fall war. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP soll ein deutsches Team in den Norden Malis entsandt werden, „um klarer zu sehen, was vor sich geht“, zitiert die Agentur einen deutschen Diplomaten. Nach unbestätigten Angaben eines Augenzeugen sollen in Nordmali einige Gegenstände der Verschleppten gesehen worden sein.

Nach Wochen der Hoffnungslosigkeit gibt es endlich wieder positive Signale in diesem Entführungsfall, der jetzt schon als einer der spektakulärsten in die europäische Terrorgeschichte eingegangen ist. Zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer befinden sich seit gut fünf Monaten in den Händen der „Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf“ (GSPC). Wie lange das Geiseldrama noch dauern wird, vermag niemand zu sagen. Sicher ist nur, dass die nun von westlichen Sicherheitsdiensten avisierte Ankunft der Terroristen und ihrer Opfer in Mali kein Zufall ist, sondern Teil der Verhandlungen, die von den Sicherheitsbehörden und Diplomaten mit den Kidnappern in aller Stille und über verschlungene Wüstenwege geführt wurden und wohl noch werden.

Mali, das viel Entwicklungshilfe aus Deutschland bekommt, hatte sich bereit erklärt, die Geiselnehmer aufzunehmen, wenn damit die Entführung gelöst werden kann. Nach algerischen Quellen haben die Kidnapper für ihre Flucht Richtung Mali vermutlich nicht nur Sicherheitsgarantien, sondern auch logistische Hilfe ausgehandelt: Fahrzeuge, Treibstoff, Lebensmittel, Wasser.

Ralph Schulze[Madrid]

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