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Politik: Die Jungen wollen erben

Der Streit um die Arafat-Nachfolge spaltet die Fatah

Die Wahl des Nachfolgers für den verstorbenen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat droht dessen Fatah-Bewegung zu spalten. Nachdem das Zentralkomitee der Autonomie-Regierung den amtierenden PLO-Vorsitzenden Mahmud Abbas als Kandidaten für die Wahl am 9. Januar ernannt hat, scheint sich die als reine Formsache deklarierte Bestätigung der Nominierung durch andere Fatah-Spitzengremien zu einem Generationenkampf auszuweiten.

Die aus den Aktivisten der Tansim-Brigaden bestehende „junge Garde“ der Fatah hat ihren Obersten Rat zur Krisensitzung in Bethlehem einberufen. Diesem Obersten Rat, der von der Fatah-Führung nicht offiziell anerkannt wird, steht der in Israel inhaftierte Intifada-Anführer Marwan Barguti vor.

Demgegenüber sitzen im Zentralkomitee fast ausschließlich mit Arafat vor zwölf Jahren aus dem Exil heimgekehrte millionenschwere Funktionäre wie Abbas und Ministerpräsident Ahmed Kurei, die „alten Kämpfer“. Einzig nennenswerte Ausnahme ist Fatah-Mitgründer und PLO-„Außenminister“ Faruk Kaddumi, der Arafats Witwe Suha zufolge von ihrem Gatten kurz vor dessen Tod zum Wunschnachfolger erklärt worden sein soll. Die ausschließlich aus den palästinensischen Gebieten stammende „junge Garde“ fühlt sich von all dem übergangen. Sie verlangt ein Mitspracherecht bei der Kandidatennominierung. Zahlreiche ihrer Mitglieder machen sich für Barguti als Amtsanwärter stark.

Um Barguti auszubremsen, hat das Zentralkomitee Mahmud Abbas ausdrücklich zum „einzigen Kandidaten“ ernannt. Barguti selbst, der vor allem im Westjordanland der populärste Fatah-Politiker ist, will seine Entscheidung über eine Kandidatur bis zum Wochenende bekannt machen. In seinem alten Büro ist aber längst ein Wahlkampfstab intensiv mit den Vorbereitungen für seine Kandidatur beschäftigt. Tritt er tatsächlich an, könnte er Abbas’ Wahl extrem gefährden, denn bereits jetzt holt er in den Meinungsumfragen gewaltig auf. Und Israels Premierminister Ariel Scharon, der eine Freilassung Bargutis strikt ablehnt, käme bei dessen Wahl unter gewaltigen internationalen – aber auch innenpolitischen – Druck, den neuen und als sehr moderat geltenden Palästinenserpräsidenten freizulassen.

Mitglieder des im Nahostkonflikt vermittelnden Quartetts haben derweil Israel aufgefordert, seine Beschränkungen in den besetzten Gebieten vor den Palästinenser-Wahlen im Januar zu lockern. Die Vertreter der USA, der Vereinten Nationen sowie der EU und Russland waren am Dienstag am Rande der Irak-Konferenz in Scharm al Scheich zu einem informellen Treffen zusammengekommen, um über die Wiederbelebung des Nahost-Friedensplans, der so genannten Road Map, zu beraten.

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