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Politik: „Die Kapitäne wissen, was auf sie zukommt“

Der Libanoneinsatz der Marine läuft reibungslos – auch weil die Handelsschiffe gut vorbereitet sind

Admiral Andreas Krause hat vor einer Woche das Kommando des Unifil-Einsatzes zur Überwachung der libanesischen Küste übernommen. Wie ist der Einsatz angelaufen?

Der Verband ist gerade dabei, sich einzuspielen. Da auch Länder am Einsatz teilnehmen, die nicht in der Nato sind, ist es wichtig, dass vor allem die wichtigen seemännischen Manöver geübt werden.

Wie sieht so eine Übung aus?

Im internationalen Verband proben wir zum Beispiel, wie Schiffe auf See betankt und versorgt werden. An Bord der deutschen Fregatten und Schnellboote üben wir, was zu tun ist, wenn Feuer an Bord ausbricht. Und natürlich bereiten wir uns auf die mögliche Bedrohung durch Speedboote vor. Das sind Schlauchboote mit starken Außenbordmotoren, die bis zu 100 Stundenkilometer schnell sind. Sollte es einen solchen Angriff geben, muss jeder Soldat innerhalb kürzester Zeit auf seiner Position sein.

Fürchten Sie solche Zwischenfälle?

Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Allerdings verläuft der Einsatz bislang reibungslos. Wir haben bisher per Funk mehr als hundert Handelsschiffe überprüft, haben aber noch kein Boarding durchgeführt. Die Kooperationsbereitschaft der Schiffskapitäne ist sehr hoch. Sie sind offenbar sehr gut auf unseren Einsatz vorbereitet worden, und wissen, was auf sie zukommt.

Wie läuft so eine Überprüfung ab?

Wir bekommen von den libanesischen Behörden Angaben darüber, welche Schiffe in libanesische Häfen einlaufen wollen. Wir nehmen dann Kontakt zum Kapitän des zu überprüfenden Schiffes auf und fragen nach einem festgelegten Katalog bestimmte Angaben ab. Die deutsche Marine will beispielsweise wissen, woher ein Schiff kommt, welchen Hafen es anläuft, unter welcher Flagge es fährt, wie viel Mann an Bord sind, welche Ladung es hat.

Wie hält die deutsche Marine Kontakt zu den libanesischen Streitkräften?

Unsere Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ hat vergangene Woche einen libanesischen Verbindungsoffizier an Bord genommen. Er kennt seine Landsleute, die Befehlswege der Marine, Behörden und Streitkräfte. Die Zusammenarbeit funktioniert bestens.

Vor einigen Stunden haben Sie einen brennenden Frachter 110 Kilometer nordwestlich vor der libanesischen Hauptstadt Beirut aus Seenot gerettet …

Der Notruf erreichte uns in den frühen Morgenstunden. Einer unser Hubschrauber ist sofort losgeflogen und hat die Mannschaft geborgen. Zwei Seeleute mit schweren Verbrennungen wurden an Bord unseres Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“ behandelt und später nach Limasol ausgeflogen. Mit so einem Einsatz hatten wir nicht gerechnet, und glücklicherweise konnten wir helfen.

Beschreiben Sie einen durchschnittlichen Tag an Bord der „Mecklenburg-Vorpommern“.

Die Soldaten auf der Fregatte arbeiten in Schichten, wir nennen es „Wache“. So ein Schiff schläft nie, die Besatzung arbeitet letztendlich rund um die Uhr. Die „Mecklenburg-Vorpommern“ fährt wie alle anderen Schiffe des Unifil-Verbandes in einem festgelegten Seegebiet Patrouille.

Das Gespräch führte Sarah Kramer.

Fregattenkapitän

Baldur

Bardischewski (41)

ist Pressestabsoffizier der deutschen Marine und an Bord der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ am Unifil-Einsatz beteiligt.

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