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Politik: Die katholische Kirche soll dem Papst-Diktat folgen und aus der institutionalisierten Beratung aussteigen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, hat die Bischöfe gemahnt, sich dem Willen des Papstes für einen Ausstieg aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung zu beugen. Angesichts der Ankündigung mehrerer Bischöfe, die derzeitige Beratungspraxis bis zu einer Alternativlösung beizubehalten, betonte der Mainzer Bischof: "Es hat keinen Sinn, diese Entscheidung irgendwie zu unterlaufen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, hat die Bischöfe gemahnt, sich dem Willen des Papstes für einen Ausstieg aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung zu beugen. Angesichts der Ankündigung mehrerer Bischöfe, die derzeitige Beratungspraxis bis zu einer Alternativlösung beizubehalten, betonte der Mainzer Bischof: "Es hat keinen Sinn, diese Entscheidung irgendwie zu unterlaufen." Lehmann schrieb in einem Beitrag für den "Rheinischen Merkur", es habe keinen Sinn mehr, "sich nach jahrelangem Ringen weiter zu zerfleischen".

Der Ständige Rat der Bischofskonferenz hatte am Dienstag in Würzburg beschlossen, dass in den katholischen Beratungsstellen die Ausgabe der Beratungsscheine im Verlauf des Jahres 2000 eingestellt werden muss. Die Bischöfe folgen damit einer entsprechenden Weisung des Papstes. Drei Bischöfe gaben jedoch nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zu Protokoll, sie würden in ihren Diözesen an der bewährten Praxis festhalten, sollte sich keine "überzeugende Alternative" zur Ausstellung des Beratungsscheins finden lassen. Die Scheine sind für eine straffreie Abtreibung vorgeschrieben.

Ein Sprecher von Franz Kamphaus bekräftigte am Mittwoch, der Limburger Bischof werde auch nach dem Jahr 2000 nicht in jedem Fall aus dem staatlichen Beratungssystem für Schwangere in Konfliktsituationen aussteigen. "Der Bischof wird weiterberaten, wenn es keine andere Lösung gibt", sagte der Sprecher. Auch der Magdeburger Bischof Nowak will sich weiter für eine gesetzlich anerkannte Schwangerenkonfliktberatung der katholischen Kirche einsetzen. Das Bistum strebe umgehend neue Verhandlungen mit den staatlichen Stellen an, erklärte Nowak. In den Gesprächen wolle er klären, ob die Konfliktberatungen auch ohne Schein staatlich anerkannt werden könnten, teilte das Bistum mit. Sollte dies nicht möglich sein, müsse über die Beratungen im Bistum neu nachgedacht werden. Während der nächsten Monate werde der Schein im Bistum weiter ausgestellt. Im Bistum Hildesheim wird ebenfalls bis Ende nächsten Jahres geprüft, ob die 17 kirchlichen Beratungsstellen des Bistums auch ohne Schein in der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung bleiben könnten. Bis dahin stellen die katholischen Beratungsstellen weiter einen Beratungsschein aus. Erst Ende kommenden Jahres werde darüber entschieden, wie es weitergehe, sagte Bischof Josef Homeyer.

Einen Verbleib der katholischen Kirche in der Schwangerenkonfliktberatung ohne Ausstellung eines Scheines hält Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) für "nicht realistisch". Schwangerenkonfliktberatung ohne Schein-Ausstellung würde der Staat nicht finanzieren, da sie nicht den gesetzlichen Vorschriften entspräche, sagte die Ministerin am Mittwoch im Deutschlandfunk.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) hat das "große Interesse des Landes an einem Verbleib der katholischen Kirche in der Schwangerenkonfliktberatung bekräftigt. "Wir werden jedes dahingehende Bemühen der Amtskirche und auch der Laienorganisationen unterstützen", sagte Teufel am Dienstagabend in Stuttgart. Auch die Berliner Sozialsenatorin Beate Hübner hat sich am Mittwoch enttäuscht über die Entscheidung der katholischen Bischöfe gezeigt, aus der Schwangerenkonfliktberatung auszusteigen. Die CDU-Politikerin kritisierte die Weisung des Papstes. Im Radiosender "berlin aktuell 93,6" sagte Hübner, sie wünsche sich Papst Johannes XXIII. zurück, "der in solchen Dingen sehr viel menschlichere Züge an sich hatte."

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