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Rente mit 70?

© picture alliance / dpa

Die Koalition und die Rente: Früher oder später raus aus dem Betrieb?

Die Koalition will den Renteneintritt flexibler gestalten. Der Weg zur Frühverrentung ist beschritten, nun will vor allem die Union mehr Attraktivität für längeres Arbeiten.

Seit Monaten laufen die internen Gespräche, ein Ergebnis sollte eigentlich im Dezember vorliegen, doch dann hat man sich vertagt: Die Arbeitsgruppe der Koalition, die sich um eine Erweiterung des Rentenpakets kümmert, steckt offenbar fest. Ihr Auftrag ist, einen Weg zu finden, wie neben der Rente mit 63 (ein SPD-Projekt) auch ein deutlich späterer Renteneintritt (ein Wunsch der Union) attraktiver gemacht werden kann. Das neue Jahr soll nun ein Ergebnis bringen, möglicherweise noch im Januar. Der CDU-Sozialpolitiker Karl Schiewerling sagte dem Tagesspiegel am Freitag: „Ich gehe davon aus, dass die Arbeitsgruppe der Koalition zügig entscheidet. Die Atmosphäre ist auf Konsens ausgerichtet.“

Rente mit 70?

Bewegung in die Debatte will offenbar der Chef der Bundesagentur für Arbeit bringen. Frank-Jürgen Weise fordert, man solle Anreize setzen, „dass Arbeitnehmer, die fit sind, freiwillig bis 70 arbeiten können“. Flexible Ausstiegsmöglichkeiten seien grundsätzlich ein gutes Modell, sagte Weise der „Welt“. Nach der Frühverrentung nun also die „Rente mit 70“?

Schiewerling ist da, was konkrete Daten angeht, etwas vorsichtiger: Er begrüße Weises Äußerungen, doch sollten keine Altersgrenzen gesetzt werden. „Es sollte weiterhin freiwillig sein und muss zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern vereinbart werden. Aber die Grundidee ist richtig und wird von der Union unterstützt.“ Arbeiten über das normale Renteneintrittsalter hinaus müsse attraktiver gemacht werden. „Zu überlegen wäre eine Opt-in-Regelung, das heißt, dass auch die Arbeitnehmer nach Erreichen des Renteneintrittsalter neben dem Arbeitgeber Rentenbeiträge zahlen, um so die Rente insgesamt zu erhöhen“, schlägt Schiewerling vor. Bisher ist es so, dass ein Beschäftigter im Rentenalter keine Beiträge für die Arbeitslosen- und Rentenversicherung mehr zahlt, da man mit einer Rentenberechtigung ja abgesichert ist.

Wer später geht, bekommt was drauf

Die SPD-Sozialpolitikerin Katja Mast betont, dass schon jetzt die Möglichkeit bestehe, die Rente mit längerer Beschäftigung aufzubessern. „Seit 1992 gibt es Zuschläge für jeden Monat, den man Rente später beantragt – das sind pro Jahr sechs Prozent.“ Bei vorzeitigem Bezug der Rente werden 3,6 Prozent pro Jahr abgezogen. Mit dem Rentenpaket habe die Koalition zudem die Bedingungen für eine Weiterbeschäftigung nach Erreichen der Regelaltersgrenze gesetzlich klarer definiert. Doch gibt es aus Unions-Sicht noch sozialrechtliche Probleme in Fällen, in denen Männer und Frauen gern wieder in eine Beschäftigung zurückwollen, nachdem sie in die Rente eingestiegen sind.

Für Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ist es erfreulich, dass immer mehr ältere Personen in Beschäftigung stehen. „Wir müssen aber auch die Arbeitsmarktchancen für Frauen, An- und Ungelernte sowie Menschen mit Behinderung weiter verbessern“, sagte er am Freitag. Nur so könne der Fachkräftebedarf in der deutschen Wirtschaft langfristig gedeckt werden.

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