zum Hauptinhalt

Politik: Die Kunst der indirekten Rede

Im Streit um die Kanzlerkandidatur der Union hat die berühmte Formulierung von der "K-Frage" nun noch eine weitere Bedeutung gewonnen - K wie Kommunikation. Die Aufgabe für Angela Merkel und Edmund Stoiber heißt: Wie komme ich alle paar Tage in die Medien und sage laut und deutlich, dass ich Kandidat werden will, ohne dass mir der Gegner einen Stilbruch oder einen Bruch der Absprache vorwerfen kann?

Von Hans Monath

Im Streit um die Kanzlerkandidatur der Union hat die berühmte Formulierung von der "K-Frage" nun noch eine weitere Bedeutung gewonnen - K wie Kommunikation. Die Aufgabe für Angela Merkel und Edmund Stoiber heißt: Wie komme ich alle paar Tage in die Medien und sage laut und deutlich, dass ich Kandidat werden will, ohne dass mir der Gegner einen Stilbruch oder einen Bruch der Absprache vorwerfen kann?

Also formulieren die Konkurrenten ihren Anspruch zunehmend indirekt: Kaum hatte die CDU-Parteichefin dem "Spiegel" gesagt, die deutsche Gesellschaft sei "im Grundsatz" reif für eine Kanzlerin, kontert der bayerische Ministerpräsident in der "Welt am Sonntag" mit einer historischen Remineszenz. Falls er kandidiere, müsse niemand befürchten, dass die bayerische Landespolitik vernachlässigt werde, sagte er: "Die Kandidatur von Franz Josef Strauß 1980 hat Bayern auch nicht geschadet."

Einen gemeinsamen Vorschlag wollten die Konkurrenten ihren beiden Parteien im Januar machen, kündigte Stoiber an - auch Merkel bekannte sich wieder zu diesem Verfahren, das im günstigsten Fall dem Verlierer oder der Verliererin die Möglichkeit offen lässt, ohne allzu großen Gesichtsverlust die jeweilige politische Karriere weiterzutreiben. Die Parteichefin hatte schon deutlich gemacht, dass sie noch viel vorhat: "Ich möchte am Ende des Jahres 2001 nicht am Ende meines politischen Weges sein."

Zum Spiel gehört auch, dass den Kandidaten nahe stehende oder durch Interessen gebundene Prominente aus dem Unionslager durch öffentliche Interventionen ihren Favoriten stärken wollen. Das jüngste Beispiel lieferte Rita Süssmuth. Die ehemalige Bundestagspräsidentin, die selbst unter den mächtigen Männern der Union gelitten hatte, ermunterte die CDU-Chefin, als Kanzlerkandidatin anzutreten: "Frau Merkel hat die Kompetenz", sagte sie der "Bild"-Zeitung. Sie habe "in schwierigster parteipolitischer Situation ihre Führungsqualität unter Beweis gestellt".

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false