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Politik: Die Kunst des gezielten Verzichts

Es ist schon lange her, dass uns zum letzten Mal ein Politiker einen Rosengarten versprochen hat oder doch wenigstens einen Topf Petersilie. Unsere Regierenden sind vielmehr geschmeidig in die Rolle von Bußpredigern gerutscht, die uns am liebsten jeden Euro aus der Hand reißen wollen, damit er in der Altersversorgung landet.

Es ist schon lange her, dass uns zum letzten Mal ein Politiker einen Rosengarten versprochen hat oder doch wenigstens einen Topf Petersilie. Unsere Regierenden sind vielmehr geschmeidig in die Rolle von Bußpredigern gerutscht, die uns am liebsten jeden Euro aus der Hand reißen wollen, damit er in der Altersversorgung landet. Peer Steinbrück riet kürzlich, auf Urlaub zu verzichten, bekam deshalb aber Ärger und zog sich auf die Formulierung zurück, es seien dabei „gezielt Missverständnisse entstanden“.

Die sind vermutlich auch bei Ex-Arbeitsminister Riester entstanden, der uns nun anhält, für ein gesegnetes Alter doch einfach auf ein neues Auto zu verzichten. Hallo, werden viele sagen, danke für den Tipp, der Dienstwagen ist ja auch noch da, die 40 000 Euro überweisen wir jetzt einfach an die Rentenversicherung, und alles wird gut. Das Problem ist nur, dass andere Politiker uns dringend bitten, so viel Geld wie möglich in neue Autos und anderen Kram zu stecken, damit die Konjunktur nicht wieder einknickt.

Nächste Woche zum Beispiel macht die Funkausstellung auf, und wir werden aus diesem Anlass garantiert gedrängt, haufenweise Flachbildschirme anzuschaffen, gern in 48 bequemen Monatsraten – dann ist auch dieses Geld den Rentenkassen entzogen. Seltsamerweise hat noch kein Politiker vorgeschlagen, die Deutschen müssten sich daran gewöhnen, zugunsten der Altersversorgung auf den Flachbildschirm oder gleich auf das ganze Fernsehen zu verzichten. Kommt sicher noch!

Dem Normalbürger wird von all diesen Vorschlägen ganz schwummrig. Soll er nun Riester folgen oder Steinbrück? Oder kann er beiden Politikern gerecht werden, indem er auf den Autourlaub verzichtet?

Es scheint, dass unsere Verzichtpolitiker noch nicht zu einer einheitlichen Strategie gefunden haben, damit aus dem punktuellen und spontanen Herumsparen ein tragfähiges Zielsparen wird, das allein uns ein geregeltes Leben vor dem Tod ermöglichen kann. Riesters Vorschlag, zu Ende gedacht, hieße: Deutsche, verzichtet auf das Tanken. Dann wäre die Sache mit dem neuen Auto automatisch erledigt, und es würden ungeheure Summen auf der hohen Kante landen.

Wie wäre es übrigens, wenn wir alle gemeinsam zugunsten der Rente auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer verzichteten? Ach, das ist wohl auch nur wieder ein gezielt entstandenes Missverständnis.

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