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Politik: Die linke Truppe hat es eilig

PDS und WASG reden über Vereinigung – nur André Brie zweifelt an dauerhafter Perspektive

Von Matthias Meisner

Berlin - Klaus Ernst ist guter Dinge. Sehr entspannt steht der Bundesvorsitzende der WASG im Berliner Karl-Liebknecht- Haus neben Lothar Bisky, dem Chef der PDS, die jetzt Linkspartei heißt. Die Botschaft beider: Wir können miteinander. Und deshalb soll es nicht dabei bleiben, dass „diese Truppe“, wie Ernst es ausdrückt, „ins Parlament flutscht und das war es dann“. Nach dem gemeinsamen Auftritt zur Bundestagswahl, bei dem die WASG-Kandidaten auf den offenen Listen der umbenannten PDS antreten, hatten sich beide Parteien eine Vereinigung binnen zwei Jahren vorgenommen. Jetzt soll es schneller gehen. Vollmundig verspricht Ernst, dass man es bald mit der „ersten gesamtdeutschen Partei“ zu tun bekommen werde.

Dass Ernst und Bisky Tempo machen, hat mit den anstehenden Landtagswahlen zu tun. Für die im März 2006 steht das Szenario so gut wie fest: In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz soll nur die WASG antreten, aber PDS-Bewerbern die Möglichkeit zur Kandidatur geben. Sachsen-Anhalt bleibt umgekehrt Terrain der PDS. Doch schwierig wird es spätestens im Herbst kommenden Jahres in Berlin, wo PDS und WASG im Clinch liegen. Bisky und Ernst versicherten, beide Parteien würden auch dort nicht gegeneinander antreten, alles andere wäre „aberwitzig“. Mit Blick auf den bisherigen Zeitplan sagte Ernst: „Wir hoffen beide, dass es uns gelingt, das Ding schneller hinzukriegen.“ Damit die beiden Parteien auch wirklich „auf Augenhöhe“ verhandeln können, will die WASG im Westen erst mal kräftig zulegen – im Moment hat sie insgesamt nur rund 10000 Mitglieder, die PDS etwa sechs Mal so viele. Auch der Name für das Bündnis muss sich noch finden. Bisky kann sich „Demokratische Linke“ vorstellen, findet aber auch das Etikett Linkspartei gut.

Als Linkspartei tritt das Bündnis zur Bundestagswahl an – die Landeswahlausschüsse, die über die Listen am Freitag zu entscheiden hatten, billigten das landauf, landab. „Penibel“ habe man dem Wahlrecht Rechnung getragen, hatte Bisky schon zuvor versichert.

Nur André Brie macht sich noch etwas Sorgen. Der PDS-Europaabgeordnete stellte in einem Aufsatz fest, die Linkspartei profitiere gegenwärtig von der massiven politischen Enttäuschung über die etablierten Parteien, eine dauerhafte Perspektive sei ihr nicht sicher. Bries kritischer Katalog zum Linksbündnis: Er bemängelt die Überalterung, den Kandidaten- Jugendkult in der PDS, die Männerdominanz in der PDS und mehr noch in der WASG sowie geringe Berührungspunkte zu kritischen Intellektuellen. Noch sei für eine moderne Alternative zu neoliberaler Politik längst nicht alles klar: Denn die Linken könnten sich „nur in der Minderheit auf Stammwähler stützen“.

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