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Politik: Die Macht der anderen

Bushs Irakplan setzt auf den Premier in Bagdad – doch der ist fast hilflos gegen die starken Milizen

George Bush setzt für seinen neuen Irakplan ganz auf die Kooperation des irakischen Premiers Nuri al Maliki. Anders als in der Vergangenheit soll der Ministerpräsident zugesagt haben, hart gegen die Milizen seines politischen Verbündeten, des antiamerikanischen Schiitenführers Muktada al Sadr vorzugehen. Dessen Al-Mahdi-Armee betreibt die ethnische Säuberung ganzer Stadtteile in Bagdad. Dazu hatte al Maliki sich angeblich am Mittwoch noch die Rückendeckung des einflussreichen schiitischen Geistlichen Ajatollah Ali Sistani eingeholt.

Doch al Sadr hat am Freitag unzweideutig verkünden lassen, was er von der Entsendung neuer US-Truppen hält: „Das Problem in Irak ist die Präsenz der USA, und die Verstärkung dieser Präsenz wird das Problem verdoppeln“, sagte ein führender Vertreter al Sadrs am Freitag in Najaf. „Die Amerikaner müssen verhindern, dass ihre Söhne nach Irak kommen – sonst könnten sie in Särgen zurückkehren“, sagte Scheich Abdel Razzak al Nadawi nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP.

Damit scheint ein Fundament der nicht so neuen Strategie schon einen Tag nach ihrer Verkündung wegzubrechen. Denn die zusätzlichen Truppen sind hauptsächlich zur Sicherung Bagdads gedacht, wo die Al-Mahdi-Armee ihr Unwesen treibt. Außerdem sollte ein Vorgehen gegen beide Milizen, die sunnitischen und die schiitischen gleichermaßen, die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der irakischen und der amerikanischen Truppen erhöhen. Dies wäre – neben einer größeren Beteiligung irakischer Truppen – auch einer der fundamentalen Unterschiede zur gescheiterten Offensive des vergangenen Sommers in Bagdad. Noch im Oktober hatte Ministerpräsident al Maliki eine Militäraktion der US-Truppen gegen die Al-Mahdi-Armee in Bagdad sogar abgebrochen.

Zwar hatte es diese Woche Anzeichen dafür gegeben, dass die von Schiiten geführte Regierung versucht, in dieser Frage umzudenken. So holte sich der nationale Sicherheitsberater al Rubaie beim einflussreichsten schiitischen Kleriker des Landes angeblich „grünes Licht“ für die Auflösung aller Milizen. Sistani habe erklärt, „Waffen dürften nur in der Hand des Staates liegen und jene, die illegal Waffen besitzen, müssten entwaffnet werden“, sagte al Rubaie. Sistani hatte mehrfach in die Politik eingegriffen und die Amerikaner beispielsweise gezwungen, direkte statt indirekter Wahlen abzuhalten. Allerdings hatte Sistani die offene Auseinandersetzung mit al Sadr immer vermieden. Als die Mahdi-Armee und Koalitionstruppen sich 2004 in Najaf wochenlang erbitterte Kämpfe lieferten, griff Sistani zwar schließlich ein, forderte aber lediglich den Abzug aller bewaffneten Kräfte aus der heiligen Stadt. Beim ersten Treffen zwischen Sistani und dem jungen Kleriker seit einem Jahr war es in der vergangenen Woche nach Angaben der „Teheran Times“ hauptsächlich darum gegangen, dass die 30 Abgeordneten des Al-Sadr-Blocks ihre Arbeit im Parlament wieder aufnehmen, die sie aus Protest gegen das Treffen zwischen al Maliki und Bush im November in Amman niedergelegt hatten.

Regierungschef al Maliki ist kaum in der Lage, gegen den hitzköpfigen Schiitenführer, Angehöriger einer angesehenen Gelehrtendynastie, vorzugehen. Denn als Kompromisskandidat ist er auf die Unterstützung al Sadrs und des Obersten Rates der Islamischen Revolution (Badr-Brigaden) angewiesen, welche die stärksten Blöcke innerhalb der schiitischen Wahlallianz bilden. Al Malikis eigene Partei verfügt nur über wenige Sitze im Parlament und besitzt keine Miliz.

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