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Politik: Die Macht der Bilder

Nicht immer beweisen Videos, was sie zeigen

Berlin Was beweisen Videos? Haben sich Horrorszenen, wie der Mord an Geiseln vor laufender Kamera tatsächlich so abgespielt? Wie wahr sind solche Bilder, auf denen angeblich eindeutig und klar schreckliche Verbrechen zu sehen sind?

Vorsicht ist geboten. Denn die Aufnahmen sollen den Gegner schockieren oder dämonisieren. Und immer wieder stellt sich später heraus, dass die Szenen doch nicht authentisch waren. Das Video von der irakischen Hochzeitsgesellschaft, das der AP-Fernsehnachrichtenagentur zugespielt wurde, ist aus mehrstündigem Filmmaterial zusammengeschnitten. Die Agentur erklärte, sie habe keine Beweise für die Echtheit der Bilder aus dem Wüstenort Mogr al Dib nahe der syrisch-irakischen Grenze. Dort sollen nach Angaben von Überlebenden US-Kampfflugzeuge in der Nacht nach der Feier Bomben abgeworfen haben, durch die 45 Menschen starben. Die USA bestreiten, eine Hochzeitsgesellschaft getroffen zu haben. Ihr Angriff habe Aufständischen gegolten.

Zweifel an der Echtheit gibt es auch bei dem Video, das die Enthauptung des US-Geschäftsmannes Nick Berg durch islamische Terroristen zeigen soll. Wahrscheinlich war Berg bereits tot, als er enthauptet wurde. Dafür spricht beispielsweise die mangelhafte Synchronisation der angeblichen Schreie des Opfers mit dem Tatablauf. Das Gleiche lässt sich auch bei dem Video vermuten, das den Mord an dem Journalisten Daniel Pearl in Pakistan zeigen soll. Der Journalist war wahrscheinlich ebenfalls bereits tot, als seine Peiniger der Leiche den Kopf abschnitten. Von dem 1989 in Libanon entführten US-Leutnant William Higgins tauchte damals ein Video auf, das angeblich zeigte, wie er erhängt wird. Auch hier kamen US-Spezialisten zu dem Schluss, dass Higgins bereits tot war, bevor er aufgehängt wurde. M.G.

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