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Politik: Die Menschenrechtsorganisation nennt die Behandlung des elfjährigen Raoul "unmenschlich"

USA-Expertin Kerstin Bagge: die Festnahme widerspricht international gültigen StandardsDie internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Inhaftierung des elfjährigen Raoul in den USA als "unmenschlich" scharf kritisiert. Wie die US-Behörden mit dem Jungen umgingen sei völlig unverhältnismäßig, sagte Karen Bagge, USA-Expertin der deutschen Sektion von Amnesty am Donnerstag in Bonn.

USA-Expertin Kerstin Bagge: die Festnahme widerspricht international gültigen Standards

Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Inhaftierung des elfjährigen Raoul in den USA als "unmenschlich" scharf kritisiert. Wie die US-Behörden mit dem Jungen umgingen sei völlig unverhältnismäßig, sagte Karen Bagge, USA-Expertin der deutschen Sektion von Amnesty am Donnerstag in Bonn. Einen Elfjährigen nachts in Handschellen und Fußfesseln abzuführen und ihn sieben Wochen lang in Untersuchungshaft zu halten, widerspreche international gültigen Rechtsstandards für Kinder.

Dem Elfjährigen wird von der Anklage vorgeworfen, seine fünfjährige Schwester sexuell missbraucht zu haben. Gerichtstermin ist der 8. November. Die Frage, ob Raoul schuldig ist oder nicht, sei jedoch aus Sicht von Amnesty International zunächst zweitrangig, betonte Bagge. In der UN-Kinderrechtskonvention stehe ausdrücklich, dass kein Kind grausamer, erniedrigender oder unmenschlicher Strafe unterworfen werden dürfe. "Für Raoul aber ist diese Behandlung zweifellos erniedrigend und unmenschlich." Schon seit Jahren weise Amnesty auf die menschenrechtsverletzenden Praktiken der US-Behörden im Umgang mit Kindern und Jugendlichen hin. Kinder würden viel zu häufig inhaftiert, oftmals nur wegen geringfügiger Vergehen. US-Gerichte verurteilten Kinder zudem oft nach Erwachsenenstrafrecht und sperrten sie auch mit Erwachsenen zusammen ein. Bezeichnend sei auch, dass die USA als einziger UNO- Mitgliedsstaat neben Somalia die Kinderrechtskonvention nicht ratifizierten.

Die Eltern des Jungen waren in die Schweiz geflüchtet, weil sie fürchteten, verhaftet zu werden und das Sorgerecht über die anderen drei Kinder zu verlieren. Sie erklärten jetzt, sie wollen Raoul in den USA beistehen. "Wenn es irgend geht, wollen wir natürlich so schnell es geht in die USA, um Raoul zu helfen", sagte sein Stiefvater Andreas Wüthrich in einer ZDF-Sendung. Es komme aber darauf an, was die Anwälte angesichts der Rechtslage rieten. © 1999

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