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Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am 25. Juni dieses Jahres auf der Veranstaltung Transatlantischer Dialog in Berlin.

© dpa

Die Rückkehr des Strahlemannes: Die CSU arbeitet am Guttenberg-Comeback

Die CSU wirbt für einen Parteitagsauftritt von Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg – um die Chancen für ein Comeback des einstigen Hoffnungsträgers auszuloten.

Vor kurzem noch hat er im „Wall Street Journal“ wortmächtig mit der Außenpolitik der EU sowie der USA abgerechnet. Europas Politiker seien im Angesicht der internationalen Krisen „Schlafwandler“, und jenseits des Atlantiks sei man überfordert, schrieb Karl-Theodor zu Guttenberg vor drei Wochen. Nun wird der einstige CSU-Strahlemann in seiner Partei wieder hoch gehandelt. Womöglich kommt der heute 42-Jährige einstige Verteidigungsminister, der wegen seiner plagiierten Doktorarbeit im März 2011 zurückgetreten war, zu einem Besuch beim CSU-Parteitag Mitte Dezember 2014. Er könnte dabei auf einem Podium sprechen und das ramponierte außenpolitische Image seiner Partei nach der EU-Wahlschlappe wieder aufbessern.

Guttenberg wurde von Parteichef Horst Seehofer eingeladen, vermeldet das Bayerische Fernsehen. Ein CSU-Sprecher schwächt dies ab: Es gebe keine formelle Einladung, dennoch: „Die Tür steht ihm offen, aber er muss durchgehen.“ Beim Thema Außenpolitik wäre er „eine Bereicherung“ für die Partei. Seehofer selbst hat auf die ihm eigene Art geraunt und dabei doch alles offengelassen: Wenn eine gewisse Zeit vorbei sei, „soll jemand auch wissen, du bist bei uns gern gesehen“. Und: Jemand, der in Schwierigkeiten sei, dürfe nicht „weggeschoben“ werden. Ein Parteifunktionär meint zumindest zu wissen, dass das Interesse des gefallenen Politikers „sehr hoch“ sei, nach Deutschland zurückzukehren.

In seiner besten Zeit wurden ihm stehende Ovationen zuteil

Rückblende: Im November 2010 war „KT“, wie er in der Partei genannt wird, der unumstrittene Star des CSU-Parteitags in München. Es gab riesiges Gedränge und stehende Ovationen für den Bundesverteidigungsminister, der als Hoffnungsträger der CSU galt. Horst Seehofer behagte es gar nicht, wie sehr der adlige Oberfranke ihm die Sympathien nahm, wie alt und provinziell er im Schatten des glänzenden Guttenberg erschien.

Bald darauf erfolgte der tiefe Sturz. Blender, Lügner, Hochstapler wurde er genannt und wanderte fluchtartig mit Ehegattin Stephanie und den beiden Töchtern in die USA aus. Öffentlich machte er sich rar, hält gelegentlich Vorträge, arbeitet für einen „Thinktank“, eine Politikberatungsorganisation, in Washington und ist unentgeltlich als Internet- Berater für die EU- Kommission tätig. Seehofer hatte ihn bei der legendären Journalisten-Weihnachtsfeier 2012 noch als „Glühwürmchen“ abgewertet.

In seiner Partei hat er immer noch glühende Fans

In der CSU gibt es aber weiterhin glühende Fans von Karl- Theodor zu Guttenberg, vor allem in seiner oberfränkischen Heimat. Der Abgeordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfeld aus Kulmbach etwa hält ihn weiterhin für den „brillantesten Politiker der CSU“. Die neue Gesundheitsministerin und Bamberger Abgeordnete Melanie Huml würde sich „freuen, den KT mal wieder zu treffen".

Doch weite Teile der Öffentlichkeit lehnen ihn nach der Plagiats-Affäre komplett ab. In neuer politischer Funktion müsste er große Teile seiner Arbeit erst einmal darauf verwenden, seine Reputation wieder herzustellen – mit ungewissem Ausgang. So will die Partei wohl erst einmal herausfinden, inwieweit Guttenberg auf Akzeptanz stoßen könnte.

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