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Politik: Die russische "Schein"-Welt - wie der ausgetüftelte Mechanismus der Finanzclans funktioniert

Geld für sich abzwacken - das beherrschten schon die Statthalter im alten Rom. Immer mehr zeigt sich aber: In diesem Geschäft hat der russische Macht-Clan eine außerordentliche Systematik entwickelt.

Geld für sich abzwacken - das beherrschten schon die Statthalter im alten Rom. Immer mehr zeigt sich aber: In diesem Geschäft hat der russische Macht-Clan eine außerordentliche Systematik entwickelt. Und wenn es um die Veruntreuung von Geldern geht, beweist er zumindest mehr Einfallsreichtum als wenn es gilt, neue wirtschaftspolitische Rezepte auszutüfteln. Dieser großzügige Umgang mit fremden Geldern ruht auf einem Fundament mit Tradition, wie Ognian Hishow vom Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien sagt: In einem Land, in dem es die Gewaltenteilung nie gegeben habe, sei der Respekt gegenüber unabhängigen Institutionen weniger ausgeprägt. "Da sehen oder gestalten manche Leute ihre Institutionen eben so, dass sie ihren persönlichen Zielen dienen."

Wie das funktioniert, davon erfährt die Öffentlichkeit in den letzten Tagen immer mehr. Der Skandal um die IWF-Gelder in New York zeigt es. Die russsische Zentralbank ist ebenfalls ins Zwielicht geraten: Aus einem Bericht der Unternehmensberatung Price-Coopers-Waterhouse, der im Internet zu lesen ist, geht hervor, dass Zentralbankchef Geraschtschenko eine eigene Bank namens Fimaco in Amerika gegründet hat, auf der ein Teil der IWF-Gelder deponiert ist. Wieviele Dollar dort genau liegen, weiß sicher Geraschtschenko, nicht aber der IWF - und das ist der Sinn dieser Offshore-Bank.

Neben Offshore-Konten und Offshore-Banken florieren zahlreiche Offshore-Firmen im Ausland: Das Wall Street Journal berichtet etwa von einem Unternehmen namens TMC in Dublin. Diese Zwischen-Firma hätten russische Investoren eingerichtet: Sie kauft der sibirischen Firma Avisma den Rohstoff Titan zu Spottpreisen ab, um sie teuer ins Ausland zu vertreiben. Die Avisma dümpelt vor sich hin, während die Besitzer der TMC ein prächtiges Dasein führen dürften.

So blüht das "Offshore"-Geschäft, während im Lande Schein-Restaurants oder Schein-Casinos aus dem Boden sprießen. Mit diesen Betrieben wäscht der eine oder andere Gelder, die er per Schmuggel oder Drogenhandel verdient hat. Freilich sind Veruntreuung von Geldern und Geldwäsche zweierlei. Doch wie die jüngsten Geldwäsche-Vorwürfe gegenüber dem Kreml-nahen Medienmogul Beresowskij zeigen, dürften dem Präsdidenten auch solche Machenschaften nicht vollkommen fremd sein.

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