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Politik: Die Soldaten der UN-Friedensmission sind schlecht ausgestattet

Die UN-Friedenstruppe in Sierra Leone war mit einem "robusten Mandat" ausgestattet, sie sollten sich bei einem Angriff zur Wehr setzen können. Doch die aus sieben Nationen zusammengesetzte Truppe ist zur Neutralität verpflichtet, sie hat keinen Kampfauftrag, wie die westafrikanische Eingreiftruppe Ecomog, die kürzlich erst aus Sierra Leone abgezogen wurde.

Die UN-Friedenstruppe in Sierra Leone war mit einem "robusten Mandat" ausgestattet, sie sollten sich bei einem Angriff zur Wehr setzen können. Doch die aus sieben Nationen zusammengesetzte Truppe ist zur Neutralität verpflichtet, sie hat keinen Kampfauftrag, wie die westafrikanische Eingreiftruppe Ecomog, die kürzlich erst aus Sierra Leone abgezogen wurde.

Der Einsatz der Vereinten Nationen fußt auf dem Vertrauen, dass ein 1999 geschlossener Waffenstillstandsvertrag zwischen Regierung und der Rebellengruppe "Vereinigte Revolutionäre Front" auch eingehalten wird und versprengte Rebellen entwaffnet werden können. Ein Trugschluss, wie die jüngsten Ereignisse zeigen. UN-Sprecher Fred Eckhard hat bereits darauf hingewiesen, dass bei einem Bruch des Waffenstillstands das UN-Mandat beendet sei.

Beim Abflug der kenianischen Blauhelme nach Sierra Leone im November vergangenen Jahres war noch Zuversicht spürbar, stolz saßen die Soldaten mit ihren blauen Mützen und das Gewehr am Knie haltend im Flugzeug. Doch einige von ihnen wussten auf Fragen von Reportern, wo Sierra Leone denn liege, keine Antwort. Mit fast 900 Soldaten sind die Kenianer nach den Nigerianern (3233) und den Indern (1662) die drittstärkste Kraft in der Truppe. Auch Sambia (775), Guinea (774), Ghana (773) und Jordanien (354) haben zur Friedenstruppe beigetragen.

Vor allem der erhöhte Sold, der im Einsatzland in US-Dollar ausgezahlt wird, lockt viele afrikanische Soldaten in die UN-Missionen. "Das Interesse an diesem Job ist sehr hoch", sagt ein ungenannt bleiben wollender Offizier in Nairobi. Bewerbungen sind aber gar nicht möglich, eine Militärbehörde wählt die "Glücklichen" aus, gute Beziehungen sind hilfreich.

Unvergessen bleibt die Rückkehr von kenianischen Blauhelmen aus dem Bosnien-Einsatz nach Nairobi, manche der Soldaten hatten es zu einem kleinen Wohlstand gebracht, kauften Häuser, Land, Autos oder Läden vom Sold. Viele Kleinbusse in Nairobi, die sogenannten Matatus, tragen die Aufschrift "Bosnien-Herzegowina" oder "Sarajevo", ein untrügliches Zeichen dafür, wo der Eigentümer gedient hat. Ein einfacher Soldat verdient in Kenia 15.000 Shilling im Monat, umgerechnet 450 Mark, was für hiesige Verhältnisse gut bezahlt ist. Die UN-Soldaten kommen jedoch auf einen weitaus höheren Sold, um den die Armee jedoch ein großes Geheimnis macht.

Laut Zeitungsaussagen eines früheren UN-Soldaten erhält die kenianische Regierung pro Blauhelm und Monat eine Summe von 1000 US-Dollar im Monat, mit der alle Kosten abgedeckt sind. "Wir schicken nur Soldaten, die erfahren und gut ausgebildet sind", sagt Armeesprecher Bogita Bongeri in Nairobi. Die meisten von ihnen hätten bereits im ehemaligen Jugoslawien gedient.

Vor den Kasernentoren in Nairobi herrscht indes Erleichterung, nicht bei der Sierra-Leone-Expedition dabei zu sein. "Zu viele Komplikationen", meint ein Soldat. Die Zahl der Todesopfer unter den UN-Soldaten ist mehrfach nach unten korrigiert worden. Am Montag hatte die UN mitgeteilt, dass nur ein UN-Soldat kenianischer Nationalität getötet worden sei, ein zweiter sei vermisst.

Aber das Scheitern der UN-Mission ist mit der Massenentführung von Blauhelmen überdeutlich geworden. UN-Sprecher Fred Eckhard hat immerhin eine mangelhafte Ausstattung der Friedenstruppe eingeräumt und dies mit Haushaltsengpässen begründet. Ende der 90er Jahre habe man nicht mehr daran gedacht, dass die UN weitere friedenserhaltende Maßnahmen durchführen müsse, doch jetzt hat sie fast 5000 Polizisten im Kosovo, 10.500 Soldaten und Polizisten in Ost-Timor und 8700 Soldaten in Sierra Leone stationiert.

Die Ausrüstung der Soldaten in Sierra Leone sei unzureichend, die Logistik schwach, räumt Eckhard ein. Die meisten Entsendestaaten hätten keine Militärtransportflugzeuge. Vor allem die Funkverbindungen seien schlecht, viele Geräte seien kaputt. Dies habe zur Informationspanne vom Wochenende geführt, als UN-Sprecher einen Rebellenvormarsch auf die Hauptstadt Freetown meldeten, der sich später als Fehlinformation entpuppte.

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