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Politik: Die SPD verliert vor allem Arbeiter und Angestellte

Das Thema Irak kostete Sigmar Gabriel Sympathien / Die CDU profitierte in beiden Ländern vor allem von Schröders Vorgehen

LANDTAGSWAHLEN IN HESSEN UND NIEDERSACHSEN

Mannheim (Tsp). Die CDU hat ihren triumphalen Erfolg bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen maßgeblich Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner rot grünen Bundesregierung zu verdanken. Das hat die erste Wahlanalyse der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen ergeben. In beiden Ländern gaben die Wähler in Umfragen an, dass ihr Votum stark von der Bundespolitik beeinflusst war. In Niedersachsen orientierten sich die Wähler sogar mindestens ebenso stark an der Bundes- wie der Landespolitik. 45 Prozent sagten dort einer ZDF-Umfrage zufolge, für sie sei die Bundespolitik wichtiger, 44 Prozent erklärten die Landespolitik für wichtiger. In Hessen hielt die Mehrheit zwar eindeutig die Lösung der landeseigenen Probleme für wichtiger, der Anteil derer, für die die Bundespolitik bedeutsamer ist, war aber auch hier auffallend hoch.

Das Thema Irak, auf das die Sozialdemokraten in der Schlussphase der Wahlkämpfe in beiden Ländern gesetzt hatten, zog dagegen nicht. Nach einer Infratest-Dimap-Umfrage für die ARD spielte es nur für ein Prozent der Wähler in beiden Ländern eine Rolle. Als wichtigstes Thema wurde dagegen von 52 Prozent die hohe Arbeitslosigkeit genannt.

Bei allen als wichtig eingeschätzten Themen – neben Arbeitslosigkeit auch Bildung und Wirtschaft – trauten die Wähler in beiden Ländern der CDU deutlich mehr zu als der SPD. So sahen die Niedersachsen die größere Arbeitsmarktkompetenz mit 44 Prozent bei der CDU und nur zu 17 Prozent bei der SPD, die Hessen sogar zu 46 Prozent bei den Christdemokraten und nur zu 15 Prozent bei den Sozialdemokraten, wie die Forschungsgruppe ermittelte.

In beiden Ländern musste die SPD nach Angaben der Forschungsgruppe Wahlen ihre größten Stimmenverluste bei den 30- bis 44-Jährigen hinnehmen (Niedersachsen: 20 Prozentpunkte, Hessen: 15 Punkte). Umgekehrt erzielte die CDU in Niedersachsen ihre stärksten Gewinne bei den 30- bis 44-Jährigen (17 Punkte) und in Hessen bei den unter 30-Jährigen (zwölf Punkte). In Niedersachsen verlor die SPD bei den Männern noch stärker als bei den Frauen. Die SPD erlitt überdurchschnittliche Einbußen bei den Arbeitern (Niedersachsen: 16 Punkte, Hessen: 15 Punkte), bei den Angestellten lagen die Verluste bei 13 Prozentpunkten. Die CDU profitierte davon in beiden Gruppen und in beiden Ländern sehr deutlich.

In Schröders Stammland Niedersachsen ist der Einbruch der SPD aber auch auf den zunehmenden Vertrauensverlust ihres einstigen Zugpferds, SPD-Ministerpräsident Sigmar Gabriel, zurückzuführen. Zuletzt wollten ihn nur noch 38 Prozent der Wähler weiterhin als Ministerpräsidenten haben, 46 Prozent wünschten sich den CDU-Spitzenkandidaten Christian Wulff, ermittelte die Forschungsgruppe Wahlen. Dabei hatte Gabriel noch vor drei Wochen zwei Punkte vor Wulff gelegen – die Art und Weise, wie Gabriel seinen Wahlkampf in der Schlussphase betrieben hatte, wirkte sich offensichtlich negativ für ihn aus.

In Hessen dagegen bewerteten die Wähler die Arbeit der CDU/FDP- Regierung unter Ministerpräsident Roland Koch überwiegend positiv: Auf einer Skala von minus fünf bis plus fünf rangierte sie bei plus eins. Auch mit Koch persönlich zeigten sich die Hessen zufrieden: 48 Prozent wollten ihn weiter als Ministerpräsidenten behalten, nur 30 Prozent wünschten sich den SPD-Spitzenkandidaten Gerhard Bökel. Zwar zog Koch bei der Bewertung von Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Sympathie gegenüber Bökel den Kürzeren, doch bescheinigten ihm die Wähler größeren Sachverstand, höhere Durchsetzungsfähigkeit und das Image eines Siegertypen – Eigenschaften, die sie letztlich als die entscheidenderen ansahen.

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