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In Siegerpose. Ein Kämpfer der Isil an einem eingenommenen Grenzpunkt im Norden des Irak. Das Foto wurde auf einer Website der Dschihadisten veröffentlicht.

© AFP

Die sunnitischen Gotteskrieger der Isil: Kampferprobt, brutal und religiös-fanatisch

Sie nehmen immer größere Gebiete des Irak ein, verbreiten Angst und Schrecken, und die irakische Armee ist ihnen offenbar nicht gewachsen. Wer ist die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und der Levante" (Isil)?

Von Martin Gehlen

Die Grenzsoldaten waren längst über alle Berge. Stolz zertrümmerten die Kämpfer in Schwarz mit einem Bulldozer die Betonbarrieren. „Wir reißen die Sykes-Picot-Grenze nieder“, twitterten die Vermummten unter ihre Fotos. Die 1916 am Ende des Osmanischen Reiches von Großbritannien und Frankreich willkürlich gezogene Staatsgrenze existiert für sie nicht mehr. Die Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und der Levante“ (Isil) will ihr eigenes grenzübergreifendes Kalifat errichten aus den Ostregionen Syriens und den Westregionen des Irak.

7000 bis 10.000 Kämpfer in den Brigaden

Etwa 7000 bis 10.000 Kämpfer gehören zu ihren Brigaden, darunter auffallend viele Ausländer – Araber aus der Golfregion und Nordafrika, aber auch Deutsche, Franzosen, Briten und Tschetschenen. Die USA bestätigten kürzlich den ersten Selbstmordanschlag eines US-Bürgers. Auch ein junger Deutscher aus Solingen hat sich offenbar in die Luft gesprengt. Nach Schätzungen sind mindestens 1000 Europäer in Syrien und Irak als Gotteskrieger aktiv – die meisten lassen sich von der extrem radikalen Isil anwerben, die ihren Kämpfern mit 400 Dollar im Monat dreimal so viel zahlt wie die anderen Islamistenbrigaden.

Die Mittel stammen überwiegend aus Kreisen reicher Bürger in Saudi-Arabien, Katar und Kuwait. Auffällig sind die langen Kolonnen neuer, PS-starker Geländefahrzeuge. Zusätzlich fielen den Terroristen jetzt in Mossul Unmengen an Waffen und Fahrzeugen sowie 480 Millionen Dollar Bargeld aus Banktresoren in die Hände. In Training und taktischen Fähigkeiten sind die Extremisten den Soldaten der syrischen und irakischen Armee überlegen.

Treibende Kraft ist Abu Bakr al Baghdadi

Ihre Scharfschützen sind gefürchtet. In eroberten Städten wie in Falludschah graben sie verzweigte unterirdische Tunnel, aus denen heraus sie überraschend angreifen und sich sofort wieder zurückzuziehen. Treibende Kraft ist ein ehemaliger Islamgelehrter mit Kriegsnamen Abu Bakr al Baghdadi, der seit 2010 die Isil-Brigaden anführt. Überall, wo sich seine Kämpfer einnisten, plündern sie, beschlagnahmen humanitäre Hilfslieferungen und errichten ein drakonisches Scharia-Regime. Musik und Tanz sind verboten, Christen müssen Schutzgeld zahlen. Gegner werden öffentlich enthauptet, Dieben auf den Marktplätzen die Hand abgeschlagen.

Vor vier Monaten überwarf sich der 43-jährige al Baghdadi sogar mit seinem Ziehvater, Al-Qaida-Chef Aiman al Sawahiri in Afghanistan. Dem Nachfolger von Osama bin Laden warf er vor, im Umgang mit Andersgläubigen zu nachsichtig zu sein.

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