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Politik: Die überforderte Truppe

Der UN-Einsatz in der Krisenregion Darfur droht zum Debakel zu werden

Der internationalen Friedenstruppe für Sudans umkämpfte Provinz Darfur droht ein Fiasko. Personelle Engpässe, Materialmangel und Behinderungen durch die sudanesische Regierung gefährden die mit viel Hoffnung ins Leben gerufene Mission: Die Einheiten sollen ab dem 1. Januar das Morden, Vertreiben und Brandschatzen in dem Gebiet stoppen.

Die gemeinsame Truppe der UN und der Afrikanischen Union (AU) unter dem Namen Unamid wird vorläufig weit unter ihrer geplanten Stärke von 26 000 Militärangehörigen und Polizisten bleiben. Das bestätigte der Sprecher der UN-Abteilung für friedenserhaltende Operationen, Nick Birnback, am Sonntag dem Tagesspiegel.

Zum geplanten Beginn der Mission werden die UN- und AU-Einheiten nur 9000 Personen umfassen. Zudem hatte die Unamid bis zum 19. Dezember nur drei Helikopter zur Verfügung. Sie braucht allerdings mindestens 24 Hubschrauber, um in dem Gebiet von der Größe Frankreichs zu operieren. Bislang versucht sich eine schlecht ausgerüstete Friedenstruppe der AU mit 7000 Mann an der Befriedung Darfurs – vergeblich. Die Unamid soll die gescheiterte AU-Mission ablösen.

Mitarbeiter der UN verurteilten die Haltung westlicher Regierungen als „heuchlerisch“. „Viele Regierungen beklagen das menschliche Leid, die Grausamkeiten in Darfur“, hieß es. „Aber sie sind nicht bereit, genügend Truppen und Material zu stellen, um die Gräuel zu stoppen.“ Mehr als 200 000 Menschen starben seit Ausbruch des Darfurkonflikts 2003 durch Gewalt, Hunger und Erschöpfung. Rund 2,2 Millionen sind geflohen. Regierungstruppen und Milizen kämpfen gegen verschiedene Rebellengruppen. Der UN- Koordinator für humanitäre Hilfe, John Holmes, nennt Darfur einen „der größten Notfälle“ weltweit.

Nichtregierungsorganisationen und Diplomaten beschuldigen die Regierung des Sudans, die Tragödie bewusst zu verlängern. So lehnt Khartum die Stationierung von Blauhelmen aus verschiedenen nichtafrikanischen Ländern ab. Bei Verhandlungen mit der UN verweigerten die Sudanesen der Mission die Überflugrechte und verlangten Informationen über Bewegungen der Friedenstruppe. Und sie beanspruchten, die Kommunikation zwischen den Blauhelm-Einheiten jederzeit kappen zu können. „So kann keine Mission operieren“, betonte ein Diplomat.

Das sich anbahnende Debakel der Darfurtruppe ist auch eine persönliche Niederlage für UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Er versprach zu Beginn seiner Amtszeit vor einem Jahr, der Lösung des Darfurkonflikts Priorität zu geben. Bislang scheiterten alle Versuche, den Konflikt politisch zu lösen. Als der UN-Sicherheitsrat im Juli die Unamid-Truppe autorisierte, lobte Ban diese „historische und beispiellose“ Entscheidung. Jetzt sieht es so aus, als könnte auch die gemeinsame UN-AU-Truppe keinen Frieden für die Menschen in Darfur bringen.

Jan Dirk Herbermann[Genf]

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