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Politik: …die Vergleiche hinken

Der Wahlkampf hat die Parteien erwischt wie der Schlaganfall den Choleriker.Was?

Der Wahlkampf hat die Parteien erwischt wie der Schlaganfall den Choleriker.Was? Jetzt schon? Was machen wir denn bloß? Und wer hilft uns? CIA? NKWD? Die vier Freunde? Holt den Rettungshubschrauber!

Ein wichtiger Wahlkampfhelfer hat sich inzwischen relativ deutlich herauskristallisiert. Es ist ein gewisser Adolf Hitler, unterstützt von seinem Spin Doctor Joseph Goebbels, seit 60 Jahren tot, aber virtuell immer noch höchst aktiv. Hitlers großer Vorteil: Er hat ein scharf profiliertes politisches Programm konzipiert und umgesetzt, so scharf, dass noch heute alle unsere Parteien ganz weit entfernt davon sein wollen, es aber andererseits gern sehen, wenn die anderen nahe dran zu sein scheinen. Manchmal sind sie es wirklich, dann ist die Schadenfreude groß wie bei Oskar Lafontaine, dessen virtuoser Umgang mit dem Naziwort „Fremdarbeiter“ allerhand seltsame Parallelen sichtbar gemacht hat. Das war für diejenigen, die sich drüber erbost haben, ein schöner Erfolg – und prompt liegen sie in allen Wahlkampfzentralen auf der Lauer, haben, wer weiß, schon Arbeitsgruppen „Hitler-Vergleiche“ geschaffen und je einen nach BAT Ia dotierten Historiker an die Spitze gesetzt.

Mit den Ergebnissen trauen sich freilich nur die notorischen Parteitrampel heraus. Einer von ihnen ist Ludwig Stiegler, der einen höllisch krachledernen CSU-Generalsekretär abgäbe, wäre er nicht bis über beide Ohren in der SPD verwurzelt. Er hat das CDU-Programm flink querlesen lassen und den mürben Merksatz gefunden, sozial sei, was Arbeit schaffe. Das, so sprach er alsbald erregt, erinnere ihn an den zynischen Satz am KZ-Tor: „Arbeit macht frei“.

Das ist nicht unbedingt nahe liegend. Stiegler hätte sich ebenso gut an den Satz „Morgens Aronal, abends Elmex“ erinnert fühlen können, aber der gibt politisch viel weniger her. Arbeit macht frei, ja, das ist ein machtvoller Vorstoß, aber wir wüssten nun gern Näheres. Plant Angela Merkel die massenhafte Internierung Arbeitsloser, nachdem zuvor die Junge Union die Scheiben der Arbeitsämter eingeschlagen und Parolen wie „Hartz IV verrecke“ aufgesprüht hat? Wird Sicherheitsminister Beckstein amtsbekannte Ein-Euro-Jobber zur Zwangsarbeit in der Phaeton- Montage knechten und linken Unternehmern ihre Fabriken wegnehmen?

Und, CDU? Die SPD hat sich die Parole „Vertrauen in Deutschland“ erwählt. Erinnert das nicht verdächtig an „Sieg Heil“? bm

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