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Politik: …die Wahl näher rückt (3)

Es riecht nach Schweiß in Deutschland, der Endspurt hat begonnen, und jeder Wahlkämpfer versucht, Tempo zu machen. Die CDU hat sich jetzt das Tandem als Hilfsmittel ausgesucht, jenes Fahrzeug also, bei dem einer vorn den Überblick hat und den Kurs bestimmt, während hinten ein Zweiter ordentlich Druck macht, ohne genau zu sehen, wohin die Reise geht.

Es riecht nach Schweiß in Deutschland, der Endspurt hat begonnen, und jeder Wahlkämpfer versucht, Tempo zu machen. Die CDU hat sich jetzt das Tandem als Hilfsmittel ausgesucht, jenes Fahrzeug also, bei dem einer vorn den Überblick hat und den Kurs bestimmt, während hinten ein Zweiter ordentlich Druck macht, ohne genau zu sehen, wohin die Reise geht. Das Team scheint bereits festgelegt zu sein, es treten offenbar Paul Kirchhof und Friedrich Merz für die CDU zum großen Finanzfinale an.

Doch damit beginnt der Ärger ja erst. Zwei so profilierte Persönlichkeiten mit serienmäßig eingebauter Richtlinienkompetenz – und nur einer kann den Kurs angeben im Tandem. Paul Kirchhof? Das wäre denkbar, er hat das klarere Steuerkonzept, Merz hat ihm bereits den Rücken gestärkt. Aber hinter ihm, so lasen wir, steht schon die gesamte CDU, das wird eng, da fällt es schwer, noch ein Plätzchen für Merz zu finden, auf dem er sich kräftemäßig entfalten könnte. Er also vorn?

Das riecht nach Zerreißprobe. Merz liest von einem Bierdeckel die Richtung ab, zwölf, 24, schließlich 36 Prozent, hinten sitzt der Professor aus Heidelberg, er sollte treten, sollte alles geben, sollte das Wahltandem in Richtung Ziel peitschen. Aber was ist das? Er lässt nach, gibt sich 25 Prozent zufrieden, die Pedale rotieren kraftlos, während Merz vorn… Nein, so wird das nichts. Das Tandem ist definitiv das falsche Gefährt für Merz/Kirchhof, solange es kein Tandem mit zwei Lenkern gibt, bei dem die Sättel auf gleicher Höhe nebeneinander liegen.

Man könnte sich andererseits die klare Arbeitsteilung in einer Rikscha vorstellen, gezogen von Merz, der die Kärrnerarbeit der parlamentarischen Umsetzung beherrscht, während Kirchhof hinten in aller Ruhe denkt und gelegentlich den Kurs korrigiert; einer muss ja schließlich die Fehden in der Hand halten.

Ebenfalls gut geeignet für unser unschlagbares Steuerduo wäre allerdings der Janus, jenes Gefährt aus der Ära Ludwig Erhards, dessen Rücksitz nach hinten gerichtet war. Dann müsste Kirchhof vorn steuern, während Merz, eher in der Rolle des Steuerberaters, sich ganz auf die Frage konzentrieren könnte, ob die Bevölkerung seinem Kurs auch folgt. „Herr Professor“, würde er dann rufen, „runter vom Gas, der DGB ist schon wieder an einer roten Ampel hängen geblieben.“

Das Beste wäre wahrscheinlich, beide setzten sich nebeneinander auf zwei Ergometer. Jeder könnte sein Tempo wählen, träte aber doch auf der Stelle, was stets der richtige Weg ist, garantiert keinen Wähler zu verprellen. Und die dabei gewonnene Energie könnte zum Heizen genutzt werden. Gut, wenn die soziale Kälte droht. bm

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