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Politik: Die Zeiten ändern sich, jedoch nicht das Denken der Betonköpfe

Die Konfrontation der atomar überrüsteten Militärblöcke ist seit einer Dekade vorüber. Aber das Jahrzehnte lang geschulte Denken wirkt fort.

Die Konfrontation der atomar überrüsteten Militärblöcke ist seit einer Dekade vorüber. Aber das Jahrzehnte lang geschulte Denken wirkt fort. Dabei hatte es 1996 geschienen, als befreie sich die Welt nach 2000 Kernwaffenversuchen für immer von den unsinnigen Tests, die sich längst im Computer vollziehen lassen. Damit der damals unterzeichnete Test-Stopp-Vertrag in Kraft treten kann, müssen 44 Staaten, die über Nukleartechnik verfügen, ihn signieren - und ratifizieren. Die westlichen Mächte müssten vorangehen. Sie haben gute Erfahrungen mit der vertraglichen Rüstungskontrolle gemacht und sind nicht so anfällig für den in kommunistischen Diktaturen verbreiteten Verfolgungswahn. Doch von den offiziellen Atommächten haben nur Großbritannien und Frankreich ratifiziert. Peking und Moskau zögern - aber auch die USA. Die Republikaner im Senat befürchten, sie würden sich eine unerwünschte Selbstbeschränkung auferlegen, könnten ihren technischen Vorsprung nicht mehr nach Belieben durch Modernisierung der Waffen wahren. Doch sie bezahlen dafür mit einem weit größeren Sicherheitsrisiko. Schon haben Pakistan und Indien den Test-Stopp durchbrochen - unter dem Vorwand, die heutigen Atommächte nähmen den Vertrag selbst nicht ernst. Wenn Europa den amerikanischen Verbündeten nicht stärker ins Gewissen redet, schließt sich das Fenster der Gelegenheit. Und niemand weiß, ob es sich je wieder öffnen lässt.

cvm

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