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Politik: Diepgen tritt im CDU-Präsidium besser nicht gegen Thoben an (Kommentar)

Unter armen Sündern ist ein Armer ohne Sünden König. Deshalb steht Eberhard Diepgen in einem schmeichelhaften Ruf, der seit Helmut Kohls Wahlniederlage 1998 im Übrigen von Fakten gedeckt ist: Er ist der erfolgreichste Politiker der CDU.

Unter armen Sündern ist ein Armer ohne Sünden König. Deshalb steht Eberhard Diepgen in einem schmeichelhaften Ruf, der seit Helmut Kohls Wahlniederlage 1998 im Übrigen von Fakten gedeckt ist: Er ist der erfolgreichste Politiker der CDU. Als Regierender Bürgermeister ist er längst Eberhard, der ewige; und als Berliner CDU-Vorsitzender nicht zuletzt deshalb der ewig geduldete. Wie kommt es also, dass Diepgen nicht von Freunden, sondern von Gegnern als Parteichef ins Gespräch gebracht wurde?

Diepgen weiß, was er kann. Er weiß aber auch, was er nicht leiden kann. Verlieren zum Beispiel. Deshalb hat er es in den Kohl-Jahren nicht gewagt, für das Präsidium zu kandideren. Er hätte keine Chance gehabt. Kohl mochte ihn nicht, der Berliner Verband ist klein und machtlos, er selbst verfügt nicht über die Gabe, tausend Delegierte zu begeistern. So begnügte er sich damit, der CDU-Führung ehrenhalber anzugehören, als Regierungschef eines Landes. Nun aber reicht Diepgen das nicht mehr, jetzt will er gewählt werden. Warum nur?

Dahinter steckt, was sonst, eine Frau: Christa Thoben, neue Berliner Senatorin und Bürgermeisterin, seit Jahren Präsidiumsmitglied - gewählt, nicht gesetzt. Der starke Landesverband Nordrhein-Westfalen stand hinter ihr. Jetzt wechselt Christa Thoben zur Berliner CDU, ihr alter Verband hat neue Kandidaten. Aber die gute Frau will im Präsidium bleiben, und wäre dort, weil gewählt, stärker als Diepgen. Der hat schon erschrocken verfolgt, dass nicht mehr er, sondern Christa Thoben die Stimme der Berliner CDU ist. Seine Ankündigung, zu kandidieren, ist ein Reflex auf den sich anbahnenden Macht- und Ansehensverlust - und enorm riskant obendrein. Denn Thobens Chancen sind besser als seine. Die NRW-CDU sieht in Christa Thoben keine Berlinerin, sondern ihre Vertretung im Berliner Senat - und eine Freundin im Präsidium. Warum sollte der stärkste Verband seine Stimmen Diepgen geben? Warum sollten dies andere Verbände tun?

Diepgen droht, ein Verlierer zu werden. Da gibt es eine Rolle, die besser zu ihm passt: Eberhard Diepgen, das edelmütig verzichtende Präsidiumsmitglied h.c.

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