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Politik: …diePolitik aus dem Bauch kommt

Bitte nehmen Sie uns das nicht übel, aber gelegentlich sind wir genötigt, die politische Kompetenz unserer Leserschaft zu testen. Im folgenden Satz sind daher zwei Fehler versteckt, welche?

Bitte nehmen Sie uns das nicht übel, aber gelegentlich sind wir genötigt, die politische Kompetenz unserer Leserschaft zu testen. Im folgenden Satz sind daher zwei Fehler versteckt, welche? „Eine schwangere Politikerin, die weiter Karriere machen will, ist in Deutschland ein Politikum an sich“, sagt Silvana KochMehrin (CDU).

Na? Ja, das war nicht schwer: Der ganze Satz ist falsch! Schwangere Politikerinnen, die weiter Karriere machen wollen, sind in Deutschland als Politikum noch nicht auffällig geworden. Schon gar nicht „als Politikum an sich“. Mangels Masse, vermutlich.

Und der zweite Fehler? Oh, das war nicht ganz so einfach. Frau Koch-Mehrin ist nämlich gar nicht in der CDU.

Aber schwanger, wie wir jetzt wissen, achter Monat. Figurmäßig, so will es nun einmal die Natur, ist das nicht mehr zu verleugnen, im Gegenteil. Frau Koch-Mehrin indes sagt: „Mein Bauch provoziert“, und hält uns selbigen wohl deshalb gleich viermal in der jüngsten Ausgabe der Illustrierten „Stern“ entgegen. Vier „provozierende“ Fotos, also! Schade eigentlich, dass es so wenige sind. Zwei mehr, und man hätte aus einer gewissen Logik heraus sagen können: Mensch, wie feinsinnig, das ist genau ein Bauch-Foto für jedes Prozent, das Frau Koch-Mehrins Partei bei den Europawahlen im vergangenen Juni erhalten hat. (Nein, bitte, Frau Koch-Mehrin ist auch nicht in der SPD). Andererseits hätte man dann womöglich auf die eine oder andere das Ganze erläuternde Textstelle verzichten müssen, zum Beispiel, dass Frau Koch-Mehrin „aggressiv mit dem Thema“ umgehen will, dass schwangere Politikerinnen, die weiter Karriere machen wollen in Deutschland ein Politikum an sich seien. Ja.

Soweit uns erinnerlich, war bislang Rudolf Scharping der Letzte, der ähnlich auto-aggressiv mit seiner Befindlichkeit umgesprungen ist. Scharping ließ sich seinerzeit dabei ablichten, wie er als Ausbund an Lockerheit seine Lebenspartnerin durch einen mallorquinischen Pool schleuderte – tolle Bilder auch damals, keine Frage. Kurze Zeit später wurden sie allerdings, man kann schon sagen, „zum Politikum an sich“, wahrscheinlich, weil der badebehoste Scharping den Warnhinweis vergessen hatte: „Mein Bauch provoziert.“

Oh, die Politik ist schon eigenartig, es geht, hat Frau Koch-Mehrin erkannt, „nun mal um Wahrnehmung“, manche nähmen dafür „einen gelben Pulli“. Nun die Auflösung. Frau Koch-Mehrin ist in der FDP. Ach, das war leicht. Vbn

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