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Politik: „Dies ist kein Witz“

Bush erntet für Gags über Massenvernichtungswaffen Kritik

Viel Prominenz war gekommen, darunter US-Präsident George W. Bush. Im Hotel „Hilton Washington“ in der US-Hauptstadt fand das alljährliche Gala-Dinner der nationalen Radio- und Fernsehreporter statt. Im Smoking hielt Bush dann auch die Festrede. Leichte Kost wurde erwartet, ein paar Anekdoten, ein paar Gags. Die lieferte der Präsident gern. Seine Rede wurde ebenfalls live übertragen, auf dem Nachrichtensender MSNBC. Wer wollte, konnte zwischen Bush und der „Larry King Show“ hin- und herschalten. Dort trat zeitgleich Richard Clarke auf, ehemals oberster Terror-Bekämpfer im Weißen Haus, nach dessen Ansicht der US-Präsident Terrorwarnungen vor dem 11. September nicht ernst genug genommen hat. Sein gerade veröffentlichtes Buch, in dem er Bush heftig kritisiert, ist bereits ein Bestseller.

Zur Erheiterung zeigte Bush eine Reihe von Dias. Die Show trägt den Titel „White House Election Year Album“. Auf den meisten Fotos ist er selbst zu sehen, beim Kartenspiel im Flugzeug, mit seinem Hund, beim Grimassenschneiden. Ein immer wiederkehrendes Motiv von Bushs Witzen war die vergebliche Suche der USA nach den irakischen Massenvernichtungswaffen. Bush verrenkt sich und guckt unter einen Tisch oder er lehnt aus einem Fenster. Seine Kommentare zu diesen Fotos: „Diese Massenvernichtungswaffen müssen doch irgendwo sein!“ Und: „Nein, auch hier sind die Waffen nicht!“ Und: „Vielleicht sind sie hier versteckt?“

Wer im „Hilton Washington“ dabei war, fand die Witze Bushs eher zum Lachen. Ganz anders reagierte der Vorsitzende des Parteivorstands der Demokraten, Terry McAuliffe. „Das ist ein sehr ernstes Thema“, sagte er. Auch Bushs demokratischer Herausforderer John Kerry beschrieb das Verhalten des Präsidenten als „erstaunlich überheblich“. „Wenn George Bush glaubt, dass seine falsche Begründung für den Irakkrieg ein Grund zum Lachen ist, dann hat er noch mehr den Kontakt zur Realität verloren, als wir dachten,“ teilte Kerry mit. „Pech für den Präsidenten. Dies ist kein Witz.“ Die Erklärung Kerrys enthielt auch den Kommentar des Irakkriegs-Veteranen Brad Owens: „Dies ist eine Herabwürdigung der Opfer, die amerikanische Soldaten und ihre Familien jeden Tag für das Land bringen.“ Mehr als 500 US-Soldaten sind bislang im Irak gestorben.

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