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Dieter Althaus: "Er ist krank, er ist in Trauer“

Zur Beisetzung seines Vaters ist Dieter Althaus erstmals wieder in seine Heimat zurückgekehrt.

Die Orgelmusik steigert noch die Dramatik des Augenblicks, als Dieter Althaus die Trauerfeier für seinen verstorbenen Vater verlässt. Sein Frau Katharina hat den Thüringer Ministerpräsidenten untergehakt. Die Bänke in der Kirche Sankt Gerhard in Heiligenstadt sind dicht gefüllt. Hier hat die Familie das Requiem für Heinrich Althaus gefeiert, der vor wenigen Tagen im Alter von 80 Jahren gestorben ist.

Noch ein Schicksalsschlag für den Ministerpräsidenten, der seit seinem schweren Skiunfall am Neujahrstag nicht mehr die Amtsgeschäfte führt. Althaus ist erkennbar gezeichnet von den Folgen des Unfalls, sicher auch von den Medikamenten, die er wohl für die Reise von Allensbach am Bodensee, wo er einer Rehaklinik behandelt wird, nach Hause ins Eichsfeld bekommen hat. „Er ist angeschlagen, er ist krank, er ist in Trauer“, sagt später die amtierende Regierungschefin Birgit Diezel. Sie hat Althaus am Dienstag seit vielen Wochen zum ersten Mal wieder gesehen. Gesprochen haben sie nicht miteinander. In der Kirche beobachtet sie Althaus nur von Ferne. Auch ihr kann nicht verborgen geblieben sein, was alle sehen: Der 50-Jährige, der einen breiten, schwarzen Hut und einen schwarzen Mantel trägt, hat den Gang eines alten Mannes. Seine Bewegungen wirken mechanisch, wie in Zeitlupe.

Immer wieder muss er sich auf seinen Platz in der ersten Reihe setzen, während die anderen Trauergäste im Stehen singen oder beten. Aus dem linken Ärmel seines Mantels ragt ein weißer Verband. Dann wiederum scheint den gläubigen Katholiken der Schmerz zu übermannen. Er sinkt nach vorne, die Hände gefaltet vor dem grau gewordenen Gesicht. Aus dem fast hyperaktiven Freizeitsportler ist, das ist offensichtlich, ein schwer angeschlagener Mann geworden. Auch dieser Eindruck wird die Diskussion darüber wieder anschwellen lassen, ob und wann Althaus in die Politik zurückkehrt. Diese Frage wird unterdessen zunehmend zu einer Belastung für die Thüringer CDU.

Birgit Diezel sagt, sie habe diesen Zustand erwartet. Nun müsse jeder in der Thüringer Regierungspartei seine Pflicht tun. Denn: „Wir haben einen Spitzenkandidaten und der heißt Dieter Althaus.“ Sie wünsche sich zwar seine Rückkehr bis zum Parteitag im März, wenn die Listenkandidaten für Landtags- und Bundestagswahl bestimmt werden. Aber auch ohne ihn werde weiter inhaltlich gearbeitet.

Regierungssprecher Fred Dahmen sagt, man werde sich an den Spekulationen um eine Rückkehr von Althaus nicht beteiligen. Das sei vor allem ein Medienphänomen. Allerdings spricht auch er davon, dass „der Chor vielstimmiger wird“. Das bezieht sich etwa auf den Landesgruppenchef der Thüringer CDU- Bundestagsabgeordneten, Manfred Grund, Eichsfelder wie Althaus. Spätestens Ostern werde Althaus entscheiden müssen, ob er 100-prozentig fit sei für den Wahlkampf, äußerte er. Doch in der Thüringer CDU stoßen jegliche Ultimaten auf harsche Ablehnung. Dem Regierungschef müsse ausreichend Zeit gegeben werden zu genesen, heißt es dort. Dieter Althaus weiß von all diesen Debatten wohl nichts. Dienstliche Kontakte sollte es auf Anraten der Ärzte nicht geben, sagt der Regierungssprecher. So bleiben den Landespolitikern, die auch nach Heiligenstadt gekommen sind, nur Anteilnahme und Trauer.

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