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Politik: DIE UNERSCHROCKENE

Aischa Ech-Chenna, Gründerin einer Frauenorganisation Die große, kräftige Frau packt eines der heikelsten Themen in der konservativen marokkanischen Gesellschaft an: Das Schicksal unehelich geborener Kinder. Ihre Gegner unterstellen ihr, sie fördere Prostitution und Unglauben.

Aischa Ech-Chenna

, Gründerin einer Frauenorganisation

Die große, kräftige Frau packt eines der heikelsten Themen in der konservativen marokkanischen Gesellschaft an: Das Schicksal unehelich geborener Kinder. Ihre Gegner unterstellen ihr, sie fördere Prostitution und Unglauben. Doch die resolute 70-Jährige lässt sich nicht leicht erschüttern. „Ich habe allein das Wohl der Kinder vor Augen“, sagt die Frau, die als Kleinkind ihren Vater verlor und allein mit der Mutter aufwuchs. Zwischen 2003 und 2009 sollen laut Ech- Chenna immerhin elf Prozent aller Geburten außerhalb der Ehe erfolgt sein, also etwa 500 000 Kinder. 1985 gründete sie die Organisation „Solidarité Feminine“, die ledige Mütter aufnimmt, ihnen eine Ausbildung und Kinderbetreuung ermöglicht. Etwa 40 dieser Frauen arbeiten in Betrieben der Organisation, einem Frauenbadehaus und einer Bäckerei und mehreren Kiosken, über welche sich die Organisation zur Hälfte finanziert. „Zur Eröffnung des Hammams kam sogar die Frau des Königs, Prinzessin Salma“, betont Ech-Chenna, weil dies in der konservativen und religiösen Gesellschaft des Landes eine wichtige Anerkennung bedeutet. 2009 wurde ihre Arbeit mit dem amerikanischen Foundation Opus Preis ausgezeichnet, der mit einer Million Dollar dotiert ist. Ech-Chennas Kampf ist auch in die Gesetzgebung eingeflossen, die vor der Ehe gezeugte Kinder mittlerweile als ehelich anerkennt, wenn die Eltern heiraten und die Zeugungszeit als „Verlobungszeit“ deklarieren.

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