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Digitalguru Vincent Harris.

© Harris Media

Digitalagentur Harris Media: Wie die AfD im Netzwahlkampf punkten will

Die AfD hat für ihren Netzwahlkampf den US-Digitalguru Vincent Harris angeheuert. Doch manches, was seine Mitarbeiter vorschlagen, ist der Partei nicht geheuer.

Die Republikaner sind bei ihm Stammkunden, die rechtspopulistische Ukip-Partei aus Großbritannien wollte seinen Rat, und auch für Benjamin Netanjahus Likud-Partei hat er schon gearbeitet: der konservative US-Digitalguru Vincent Harris ist im rechten Parteienspektrum ziemlich gefragt. Sogar US-Präsident Donald Trump hat ihn angeheuert, was allerdings nicht von langer Dauer war. Nun hat Vincent Harris’ Agentur Harris Media einen neuen Auftrag: Sie soll die AfD in der heißen Wahlkampfphase im Netz voranbringen.

Wie zuerst der „Spiegel“ berichtet hatte, war Vincent Harris kürzlich persönlich in der AfD-Zentrale, um sich vom Fortschritt des Projekts zu überzeugen. Nun sind zwei seiner Mitarbeiter bis zur Wahl in der Geschäftsstelle, um in den sozialen Medien für die AfD Stimmung zu machen. Davon zeugten nach dem Anschlag in Barcelona mehrere Posts auf Facebook, auf denen blutige Reifenspuren zu sehen sind. Dazu die Daten vergangener Anschläge und der Spruch: „Die Spur der Welt-Kanzlerin durch Europa“. In einem anderen Beitrag wird gefragt: „Wann werden Sie bremsen, Frau Merkel?“ Mehr als zehntausend Menschen klickten insgesamt auf „Teilen“ oder „Gefällt mir“. Ähnlich drastische Posts dürften bis zur Wahl noch einige kommen.

Germany for Germans? Lieber nicht

Kontakte zu Harris Media bestehen laut Bundesvorstandsmitglied Georg Pazderski schon seit dem vergangenen Jahr. „Wir wollten die Agentur eigentlich bereits in den Wahlkampf zur Abgeordnetenhauswahl einbinden“, sagte er dem Tagesspiegel. Daraus sei damals nichts geworden. Die Zusammenarbeit diesmal habe Thor Kunkel angebahnt, der Schriftsteller, der die Plakatkampagne für die AfD entworfen hat – der Slogan „Burka? Wir steh’n auf Bikinis!“ etwa, mit dem die AfD nun für sich wirbt, stammt von ihm.

Nun sitzen in der AfD-Geschäftsstelle zwei Harris-Männer Anfang 30, die natürlich nur Englisch sprechen und „vor Ideen sprühen“, wie Pazderski sagt. Nur: Manches, was sie vorschlagen, ist selbst der AfD zu drastisch. „Die Amerikaner sind in ihren Aussagen deutlicher härter, als es in der deutschen Politik üblich ist. Das sieht man in allen US-amerikanischen Wahlkämpfen“, erklärt Pazderski. In den USA könne man Meinungen äußern, die in Deutschland problematisch wären. „Da haben wir deutsche Mitarbeiter, die die beiden beraten und denen sagen: Das geht und das nicht.“ So hätten die beiden Werber etwa vorgeschlagen, „Germany for Germans“ als Slogan zu verwenden. Deutschland den Deutschen also. „Das geht natürlich nicht, der Spruch ist historisch belastet und missverständlich. Aber so unbedarft gehen die ran.“

Kurzer Draht nach Amerika

Die AfD profitiert von den guten Beziehungen der US-Werber zu Internetgiganten wie Google und Facebook. „Das ist ein großer Vorteil“, sagt Pazderski. Bislang musste sich die Partei mit den deutschen Ablegern der Internetfirmen herumschlagen, wenn sie eine Anzeige buchen wollte. Jetzt gibt es den kurzen Draht nach Amerika.

Auf ihrer Facebook-Seite probiert die AfD nun neue Formate aus, will offensichtlich interaktiver werden: Die Anhänger der Rechtspopulisten können an Umfragen teilnehmen („Gehört der Islam zu Deutschland?“), ihr Profilbild mit AfD-Slogan versehen („Ich trau mich Gesicht zu zeigen! Für meine Partei!“) oder Unterstützervideos aufnehmen. Bald werden von den Harris-Leuten produzierte Videos folgen. Bei der AfD hofft man auf einen viralen Hit.

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