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Diskussion: Amerika fordert mehr von Deutschland

In Berlin haben Experten am Mittwoch über die deutsch-amerikanischen Beziehungen diskutiert. Es ging um Afghanistan und um die Wirtschaftskrise. Dabei wurde klar: Deutschland wird in der Weltpolitik mehr und mehr abverlangt. "Mehr" schien auch das Motto der Diskussion zu sein.

Karsten Voigt ist ein Freund des pointierten Satzes. "Die USA und Europa sind durch Werte verbunden - und durch Mehrwerte", sagte der Amerika-Experte des Auswärtigen Amtes am Mittwoch bei einer Diskussion über transatlantische Beziehungen in Berlin. So sei jede Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA durch Eigeninteressen geleitet - auch bei den aktuellen Themen des Afghanistan-Krieges und der Finanzkrise. "Die USA fragen uns nur nicht nach mehr Soldaten für Afghanistan, weil sie schon wissen, dass wir nein sagen würden", sagte Voigt. Um so klarer seien die amerikanischen Erwartungen, dass Deutschland sich stärker am zivilen Wiederaufbau beteiligen solle. Voigts Gesprächpartner, Stanley Otto aus der amerikanischen Botschaft, wollte da nicht widersprechen. "Wir schätzen, was Deutschland bisher in Afghanistan getan hat", sagte Otto, "aber wir brauchen mehr." Deutschland könne sich etwa finanziell engagieren. Oder Polizisten schicken, die die Ausbildung der afghanischen Polizei vorantreiben könnten.

Auch in Bezug auf die Wirtschafts- und Finanzkrise war "mehr" Ottos Lieblingswort. "Es gibt einige kleine Meinungsverschiedenheiten zwischen Europa und den USA, wie viel Geld man zur Belebung der Konjunktur kurzfristig investieren sollte", sagte Otto. "Und wir wollen lieber ein bisschen mehr investieren." Jedoch müsse die Beteiligung der einzelnen Länder immer im Verhältnis zur jeweiligen nationalen Wirtschaftsgröße gesehen werden. "Wir sind groß und wollen deshalb viel tun", sagte Otto. Voigt ist sich derweil sicher, dass die Amerikaner auch von Deutschland mehr Geld zur Bewältigung der Krise erwarten. "Aber das sind dann unsere Schulden und nicht amerikanische Schulden", sagte Voigt. Dennoch sei es verständlich, dass Deutschland in der Weltpolitik immer mehr abverlangt würde. "Wir sind keine Krisenregion mehr wie in der Nachkriegszeit, sondern eine Mittelmacht mit starkem Einfluss in Europa", sagte Voigt. Deutschland müsse lernen, Grenzen politisch zu überschreiten. "Und Amerika muss lernen, dass es Grenzen hat."

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