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Kanzlerin Merkel und EU-Kommissionschef Barroso am Samstag in der Akademie der Künste.

© dpa

Diskussion über Europa: Auf der Suche nach dem Narrativ

Merkel und EU-Kommissionschef Barroso reden in der Akademie der Künste über die EU - von einer "neuen Europa-Erzählung" hält die Kanzlerin wenig.

Ob nun gleich ein „neues Narrativ“ für Europa her muss, da war sich Angela Merkel nicht so sicher. Gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso war die Kanzlerin am Samstag in die Berliner Akademie der Künste eingeladen worden, um über die EU jenseits der Brüsseler Konferenzsäle zu reden und zu diskutieren – also jenes Gebilde, das gerne auch als „Europa der Bürger“ bezeichnet wird. Den Anlass für Merkels und Barrosos Auftritt lieferte die Verlesung einer Abschlusserklärung zu einem „neuen Leitmotiv für Europa“, die Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle verfasst hatten. Mit der Erklärung beantworteten sie einen Aufruf des Europaparlaments und Barrosos, sich Gedanken über das von Merkel in Frage gestellte „Narrativ“ zu machen – also eine einfache neue Europa-Erzählung, die besser in die heutige Zeit hineinpassen soll als die von vielen als verstaubt empfundene ständige Rückbesinnung auf die Nachkriegsjahre.

Doch die Kanzlerin äußerte Zweifel, ob es nun ausgerechnet eine neue Europa-Erzählfassung ist, nach der sich die Bürger vor allem sehnen. Bei öffentlichen Gesprächen mache sie die Erfahrung, dass die Möglichkeit des schrankenlosen Reisens und grenzüberschreitender Preisvergleiche dank des Euro allgemein geschätzt würden. Allerdings müsse man den Bürgern insgesamt mehr Gehör verschaffen, wenn es um ihre praktischen Erfahrungen mit der EU geht, forderte Merkel. Keinen Zweifel ließ die Kanzlerin derweil daran, dass sie den Euro für mehr als nur eine Währung hält. Der Euro sei ein „Symbol für die gelungene friedliche und demokratische Einigung Europas“, sagte sie. Neben der Gemeinschaftswährung gilt auch das grenzenlose Reisen im Schengen-Raum als große EU-Errungenschaft, die inzwischen von vielen aber als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Diese Tatsache veranlasste Merkel zu einem Gedankenspiel, das nicht als ernsthafte politische Option, sondern als Hinweis auf eine allgemeine Geschichtsvergessenheit gedacht war: „Ab und zu müsste man mal Schengen außer Kraft setzen und die Leute wieder die Ausweise vorzeigen lassen.“

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