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Liu Xiaobo (links) und sein Bruder auf einem privaten Foto von 2005

© AFP/Privat

Update

Dissident und Friedensnobelpreisträger: China lässt krebskranken Liu Xiaobo aus der Haft

Der chinesische Menschenrechtler Liu Xiaobo ist aus medizinischen Gründen aus dem Gefängnis gekommen. Bei Liu war im Mai ein unheilbarer Leberkrebs festgestellt worden.

Der inhaftierte chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo leidet an „Leberkrebs im späten Stadium“. Wie sein Anwalt Shang Baojun am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Peking berichtete, ist der 61-Jährige zur Behandlung vom Gefängnis ins Krankenhaus in Shenyang in der Provinz Liaoning gebracht worden.

Ihm sei „Bewährung aus medizinischen Gründen“ gewährt worden, sagte der Anwalt. Damit ist Liu Xiaobo praktisch zur Behandlung aus dem Gefängnis entlassen worden, was auf die Schwere seiner Krankheit hinweist. Der Bürgerrechtler, der sich für Demokratie und Menschenrechte in China eingesetzt hatte, war 2009 wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Haft verurteilt worden.

Liu Xiaobo war Ehrenvorsitzender des chinesischen Pen-Clubs unabhängiger Schriftsteller und Mitverfasser der 2008 von 300 Intellektuellen unterzeichneten „Charta 08“, in der demokratische Reformen gefordert werden. Der Literaturwissenschaftler saß schon nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 in Peking mehrmals in Haft.

Er erhielt 2010 den Friedensnobelpreis. Bei der Übergabezeremonie in Oslo blieb sein Stuhl leer. Seine Frau Liu Xia lebt seit damals praktisch unter Hausarrest in ihrer Wohnung in Peking.

Die vorzeitige Freilassung Liu Xiaobos ist nach Darstellung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kein Zeichen für ein Umdenken der Führung Chinas. „Wir beobachten seit Jahren, dass schwer erkrankte oder gefolterte politische Gefangene in China aus der Haft entlassen werden, damit sie zuhause und nicht im Polizeigewahrsam sterben“, sagte GfbV-Direktor Ulrich Delius. So versuchten die chinesischen Behörden, ihr Gesicht zu wahren und Vorwürfen zu entgehen, Menschen seien durch die Haftumstände oder Folter ums Leben gekommen. (dpa, KNA)

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