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Proteste in Diyarbakir.

© AFP

Update

Diyarbakir in der Türkei: Nach Gefängnis-Aufenthalt freigelassene Journalisten: "Wir machen weiter"

Die drei im Kurdengebiet festgenommenen Fotoreporter sind wieder freigelassen worden und wollen trotz der teils heftigen Erlebnisse weiter aus den Kurden-Gebieten Bericht erstatten. Der türkische Agrarminister wirft ihnen vor, Kinder zu Protesten angestiftet zu haben.

Die türkische Regierung beschuldigt drei im Kurdengebiet festgenommene deutsche Journalisten, an einer internationalen Verschwörung gegen die Türkei beteiligt gewesen zu sein. Agrarminister Mehdi Eker sagte, die Deutschen hätten Kinder zu Protesten angestiftet. Die Beschuldigten kamen unterdessen wieder auf freien Fuß, nachdem sie von der Staatsanwaltschaft vernommen wurden. Die Anklage gegen die Reporter sei jedoch nicht aufgehoben worden, sagte einer der zuvor festgenommenen Journalisten Björn Kietzmann dem Tagesspiegel.  .

Die Kurdenproteste in Diyarbakir und anderen großen Städten, bei denen seit der vergangenen Woche fast 40 Menschen starben, richteten sich gegen die Haltung der türkischen Regierung angesichts der Schlacht um die nordsyrische Stadt Kobane. Ankara lehnt militärische Hilfe für die syrischen Kurden ab, die Kobane gegen den „Islamischen Staat“ (IS) verteidigen.

Björn Kietzmann, Chris Grodotzki und Ruben Neugebauer waren am Samstag in Diyarbakir festgenommen worden. Kietzmann sagte dem Tagesspiegel, sie hätten zunächst ein Begräbnis von kurdischen Kämpfern begleitet.

Wenig später hätten sie gesehen, wie eine Gruppe von Vermummten auf der Straße mehrere Sofas mit Benzin übergoss und entzündete. Kurz darauf sei die Polizei mit Wasserwerfern und Panzerfahrzeugen angerückt. Daraufhin hätten die Vermummeten die Flucht ergriffen, auch die Journalisten entfernten sich. In einer Nebenstraße seien sie von vier bis fünf Männern gestellt worden, die keine Uniformen trugen und sich nicht als Polizisten ausgewiesen hätten.

Die Männer hätten den drei Deutschen ihre Presseausweise aus der Hand geschlagen und gingen nach Angaben Kietzmanns "sehr ruppig" und "offen feindselig" zu Werke. . Im Gefängnis hätten die Reporter eineinhalb Stunden an der Wand stehen müssen, während die Polizisten sie mit ihren privaten Handys fotografierten. Nach insgesamt 31 Stunden Haft seien sie am Montag freigekommen.

Zusammen mit den Reportern im Gefängnis waren angeblich zwei weitere Deutsche, sie seien "Touristen" und sind mittlerweile auch wieder frei. Im Gefängnis habe man sie nach anfänglichen Schikanen gut behandelt, sagte Kietzmann. Mittlerweile befänden sich die Reporter wieder auf dem Weg nach Kobane, wo sie ihre Berichterstattung fortsetzen wollen. "Wir machen weiter", sagte Kietzmann. Ihr Verfahren führt unterdessen eine Anwältin, die sie über lokale Kontakte.

Erdogan spricht von einer Verschwörung, auch der internationalen Medien

Minister Eker, der selbst aus Diyarbakir stammt, sagte am Nachmittag dem Fernsehsender Kanal24, die Lage in Kobane habe nur einen Vorwand für die Proteste geliefert. In Wahrheit gehe es um den Versuch, den Friedensprozess zwischen dem türkischen Staat und den Kurden zu sabotieren. Es gebe internationale Kräfte, die einen Friedensschluss verhindern wollten. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende ebenfalls von einer Verschwörung unter Beteiligung internationaler Medien gesprochen.

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Eker sagte, die in Diyarbakir festgenommenen Deutschen hätten Kinder angestiftet, Reifen zu verbrennen, und hätten dies dann fotografieren wollen. Dabei seien sie festgenommen worden. Eker sprach von fünf Deutschen; der Vorsitzende der Menschenrechtsgruppe IHD in der Stadt, Raci Bilici, sagte dem Tagesspiegel dagegen, nach seinen Informationen gehe es nur um drei Bundesbürger.

Das regierungstreue Boulevard-Blatt „Takvim“ meldete, die deutschen Journalisten seien in Wahrheit Agenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), die ins Kurdengebiet entsandt worden seien, um Unruhen zu schüren. Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) seien bei den gewalttätigen Protesten „auf Befehl der Deutschen“ auf die Straße gegangen, berichtete das Blatt unter der Überschrift „Vandalmanya“.

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