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Politik: Djerba - Indizien für einen Anschlag

Bei der Explosion vor einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes sechs Deutsche ums Leben gekommen. Mindestens 24 weitere Mitglieder einer deutschen Reisegruppe wurden teilweise schwer verletzt.

Bei der Explosion vor einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes sechs Deutsche ums Leben gekommen. Mindestens 24 weitere Mitglieder einer deutschen Reisegruppe wurden teilweise schwer verletzt. Die Ursache der Explosion ist nach wie vor ungeklärt. Die Bundesregierung dementierte am Freitag Presseberichte, denen zufolge sie das Geschehen als Terroranschlag einstuft. Am Freitag flogen zwei Spezialisten des Bundeskriminalamtes nach Djerba, um vor Ort zu ermitteln. Ein Ärzteteam brach ebenfalls nach Tunesien auf, um dort Verletzte zu betreuen. Grafik: Explosion auf Djerba Die sechs Deutschen, die am Donnerstag bei der Explosion eines mit Gas beladenen Lastwagens vor der Synagoge ums Leben gekommen sind, kamen nach Auskunft des Auswärtigen Amtes aus Bayern, Baden-Württemberg und Berlin. Es handelt sich um fünf Frauen und einen Elfährigen. Die Zahl der Toten insgesamt gaben die tunesischen Behörden mit elf an. Außerdem wurden am Freitag noch 19 Deutsche in Krankenhäusern auf Djerba wegen zum Teil schwerer Brandverletzungen behandelt.

Der Lastwagen hatte die Außenmauer der Synagoge gerammt und war dann explodiert. Die Druckwelle erfasste nach Angaben des Reiseveranstalters auch den Bus einer deutschen Reisegruppe mit insgesamt 45 Mitgliedern. Der tunesische Präsident Zine el-Abidine Ben Ali sprach von einem "tragischen Unfall". Allerdings mehren sich nun Indizien, wonach es sich um einen Anschlag gehandelt haben könnte. So hat die Synagoge, die in einer Sackgasse liegt, nach neuesten Erkenntnissen gar keine Gasflaschen bestellt, mit denen der Lastwagen bestückt war. Nach einem Bericht der "Bild" geht man in deutschen Regierungskreisen ebenfalls von einem Anschlag aus. Der Laster soll nach Angaben von örtlichen Sicherheitsbehörden vor der Synagoge abgestellt gewesen sein. Der Fahrer habe dann offensichtlich die Sprengung ausgelöst, als die Polizei ihn kontrollieren wollte. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye bezeichnete die Meldung allerdings als "reine Spekulation". Es gebe "überhaupt noch keine gesicherte Information über den Hergang". Außenminister Joschka Fischer (Grüne) sagte am Freitag in Berlin, Deutschland habe größtes Interesse an "einer zweifelsfreien Klärung, ob es sich um einen Unfall oder eine andere Ursache handelt". Er wolle derzeit aber nicht über den Hintergrund spekulieren.

Ebenso wie Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zeigte Fischer sich erschüttert angesichts des Todes der deutschen Urlauber. Zur Klärung der genauen Ursache des Unglücks sind bereits Spezialisten des Bundeskriminalamtes nach Djerba unterwegs. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn leitete nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung ein.

Auf Veranlassung des Auswärtigen Amtes flog ein Team von Notärzten auf die tunesische Insel, um die schwerverletzten Deutschen zu behandeln. Zu den Ärzten gehört auch der Berliner Spezialist für Brandverletzungen, Bernd Hartmann. Er soll am Wochenende zwei der Schwerstverletzten mit nach Deutschland zurückbringen, soweit sie transportfähig sind.

ze, weso

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