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Politik: Djerba: Spur führt nach Deutschland

Die Bundesanwaltschaft hat nach der Explosion auf Djerba die Ermittlungen aufgenommen und bereits am Montagabend in Duisburg einen Mann festgenommen. Jener soll unmittelbar vor der Katastrophe telefonischen Kontakt zum Fahrer oder Beifahrer des explodierten Lastwagens gehabt haben.

Die Bundesanwaltschaft hat nach der Explosion auf Djerba die Ermittlungen aufgenommen und bereits am Montagabend in Duisburg einen Mann festgenommen. Jener soll unmittelbar vor der Katastrophe telefonischen Kontakt zum Fahrer oder Beifahrer des explodierten Lastwagens gehabt haben. Der mutmaßliche Kontaktmann wurde am Dienstag in Karlsruhe vernommen, am Abend aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Es bestehe kein dringender Tatverdacht, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Nach Informationen des "Stern" könnte der Mann zum islamistischen Netzwerks Osama bin Ladens zählen.

Zum Thema Fotostrecke: Djerba und die Folgen "Ich wünsche deinen Segen", soll der Fahrer des Lastwagens in dem Telefongespräch mit dem Mann in Deutschland gesagt haben. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" handelt es sich bei dem vernommenen Mann um einen zum Islam konvertierten gebürtigen Polen. Der Fahrer des explodierten Tanklastwagens hat nach Angaben der tunesischen Regierung mit seiner Familie in der französischen Stadt Lyon gewohnt. Der Lyoner Polizei ist er nach deren Angaben aber nicht bekannt.

Die Bundesregierung geht derzeit davon aus, dass es sich um einen Anschlag handelt. Nach den vorliegenden Erkenntnissen neige er eher der Anschlagsthese zu, sagte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD). "Ein Verdacht ist keine Gewissheit", warnte er zwar zugleich. Doch inzwischen schlössen auch die tunesischen Behörden einen Anschlag nicht mehr aus. Schily plant nun, sich vor Ort in Tunesien ein Bild zu machen. Einzelheiten seiner Reisepläne stünden jedoch noch nicht fest. Fünf weitere BKA-Beamte reisten zur Unterstützung ihrer beiden Kollegen vor Ort nach Tunesien. Mehrere der deutschen Opfer schwebten am Dienstag weiterhin in Lebensgefahr.

Auch die tunesische Regierung rückte am Dienstag offenbar von ihrem Standpunkt ab, dass es sich mit Sicherheit um einen Unfall gehandelt habe. Sie soll die Regierungen in Berlin und Paris informiert haben, dass es ein Attentat gewesen sein könnte, schrieb die französische Tageszeitung "Liberation". Das Auswärtige Amt in Berlin und Schily wollten den Bericht nicht bestätigen.

Am Dienstag meldeten zwei in London erscheinende arabische Zeitungen, ihnen lägen Bekennerbriefe zur Katastrophe auf Djerba vor. Darin erkläre sich eine "Islamische Armee zur Befreiung der Heiligen Stätten" für den Anschlag verantwortlich. Zum Realitätsgehalt dieser Schreiben sagte Schily, die Zuordnung sei schwierig.

Trotz einer Zusage erschien der tunesische Botschafter in Deutschland nicht zu einer Sitzung des Tourismus-Ausschusses des Bundestages. Ausschuss-Chef Ernst Hinsken sagte, hierfür erwarte er "eine Erklärung". Der Botschafter werde jetzt einen "netten Brief" bekommen. Im aktuellen Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes für Tunesien werden Urlauber mit Hinweis auf die Explosion auf Djerba weiterhin zu erhöhter Vorsicht, besonders bei größeren Menschenansammlungen gemahnt. Der Tourismus-Ausschuss des Bundestags forderte von der tunesischen Regierung verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Anlass für eine offizielle Reisewarnung gebe es aber zur Zeit nicht, hieß es nach der Sondersitzung.

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