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DNA-Spuren entdeckt: Neue Erkenntnisse im Fall Uwe Barschel

Im ungeklärten Todesfall des ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel, gibt es nun neue Erkenntnisse. Nach 25 Jahren finden Ermittler dank ausgereifter Technik DNA-Spuren eines Unbekannten.

Im Oktober ist es 25 Jahre her, dass in einem Genfer Hotelzimmer der bekleidete Leichnam des früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) gefunden wurde. Eine beweiskräftige Erklärung des Todes fehlt bis heute. Und damit die Antwort auf die immernoch ungeklärte Frage: Was genau passierte vom 10. auf den 11. Oktober 1987 in Zimmer 317 im Hotel Beau Rivage? Eine jetzt dank neuer kriminaltechnischer Verfahren entdeckte DNA-Spur lässt die Debatte um den mysteriösen Fall neu aufkeimen. Auf Anregung des ehemaligen schleswig-holsteinischen CDU-Landtagsabgeordneten Werner Kalinka hat das Landeskriminalamt in Kiel Kleidungsstücke des Toten, aber auch andere Gegenstände wie etwa ein Handtuch auf DNA-Spuren untersucht. Über ein Jahr dauerte die aufwändige und akribische Analyse. Bereits seit Februar soll es nun den Befund von einer Misch-DNA geben. Demnach weisen Socken, die Krawatte und die Strickjacke Barschels genetische Hinweise auf eine weitere Person aus. Ob männlich oder weiblich, ist genauso wenig zu sagen wie eine Anzahl fremder Personen. Darauf weist die zuständige Staatsanwaltschaft in Lübeck hin und widerspricht Medienberichten, dass es sich um nur einen oder eine Unbekannte handele. Der Lübecker Oberstaatsanwalt Ralf Peter Anders verweist darauf, dass entsprechend fremde Genspuren in einem Hotel mit viel Publikumsverkehr zum Beispiel im Bad oder auf Möbeln keine Besonderheit darstellen. Kalinka wirft der Lübecker Behörde nach dem Gewinn dieser Spurenerkenntnisse nun Untätigkeit vor. Oberstaatsanwalt Anders wehrt sich gegen solche Vorhaltungen. Die ermittelte DNA habe solch ein schwaches Profil, dass sie für eine brauchbare Recherche nicht ausreiche, erklärte der Ermittler. Ein Abgleich mit noch lebenden Personen sei zwar möglich, doch nur bei Tatverdächtigen rechtlich erlaubt.

Die etwa von Kalinka aufgestellte Forderung nach einer Überprüfung des damaligen Zimmerpersonals gehe laut Anders also ins Leere. Für Kalinka bekräftigt die neue Spur die – auch von ihm vertretene – Mordthese. Demnach hatte Barschel durch Kenntnisse über oder eigene Verstrickung in internationale Waffengeschäfte Feinde, die Angst davor haben mussten, dass er sein Wissen ausplaudert. Verschwörungstheoretiker sehen sich nun auch im Verhalten der Staatsanwaltschaft bestätigt, indem man dieser vorwirft, nach Einstellung der Ermittlungen 1998 gar nicht mehr an einer Aufklärung des Falles interessiert zu sein. Auf der anderen Seite bleibt die Vermutung eines Suizids, nachdem ein Medikamentenmix in Barschels Leiche festgestellt wurde. Wenn dieser nicht vom Opfer alleine ausgeübt wurde, können alle denkbaren Hinweise auf andere Personen in seinem Hotelzimmer auch die Möglichkeit beinhalten, dass der damals 42-jährige Barschel am Ende seiner Politkarriere nach Bekanntwerden der Spitzelaffäre im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf selbst bestellte Sterbehelfer an seiner Seite hatte - eine Option, an die man gerade in der Schweiz denken sollte. Dass die damals im Hotel noch unter Schweizer Regie geleiteten Ermittlungen viel zu oberflächlich geführt wurden, wird inzwischen von keiner Seite mehr abgestritten. Mehr Gründlichkeit vor 25 Jahren hätte heute weniger Fragezeichen bedeutet. Die Staatsanwaltschaft in Lübeck informierte die Generalstaatsanwaltschaft und das Kieler Justizministerium von ihren neuen Erkenntnissen. Man hielt es allerdings nicht für nötig, diese neuen Informationen unabhängig von ihrer Belastbarkeit auch sofort der Öffentlichkeit mitzuteilen. Erst Monate später veröffentlichten sie die weiteren Ergebnisse und das unterstreicht nur, wie sensibel dieses Thema den Verantwortlichen nach wie vor auf dem Magen liegt.

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