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Politik: Doch Sky Marshals in britischen Flugzeugen?

Airlines wollen im Streit mit USA einlenken / Washington lässt Raketenabwehr für Linienmaschinen testen

London/Washington (mth/du/Tsp). Britische Piloten lehnen den Einsatz bewaffneter Flugbegleiter weiter ab. Aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die Fluggesellschaften dem offenbar Unvermeidlichen beugen. Der britische Pilotenverband Balpa forderte nach Gesprächen mit Verkehrsminister Alistair Darling erneut einen Sicherheitsgipfel von Piloten, Fluggesellschaften, Regierungen und der zivilen Luftfahrtbehörde CAA, um ein verbindliches Protokoll über den Einsatz bewaffneter Sky Marshals auszuarbeiten. Zuvor hatte Darling im Unterhaus wiederholt, bewaffnete Beamten würden eingesetzt, „wenn und wo dies angemessen“ sei.

Fluglinien wie South African Airways oder das Reiseunternehmen Thomas Cook teilten in dieser Woche mit, sie würden Flüge lieber streichen als Sky Marshals einsetzen. Auch die schwedische Luftfahrtbehörde (LFV) sowie Fluggesellschaften aus Dänemark, Finnland und Portugal vertreten diese Position.

Virgin Atlantic nahm keine Stellung zu Meldungen, wonach mit den Piloten eine Vereinbarung getroffen wurde, die als Vorbild des von Balpa geforderten Protokolls gelte. Demnach behalten Flugkapitäne die Alleinverantwortung an Bord, sie müssen wissen, ob Sicherheitsbeamte an Bord sind, wer sie sind und wo sie sitzen. Außerdem soll geregelt sein, welche Waffen und Spezialmunition eingesetzt werden können. British Airways, deren Flug BA 223 mehrfach gestrichen wurde, rechnet damit, dass man sich mit dem Pilotenverband „noch diese Woche“ einigen werde. Weiter gelte aber, dass Flüge gestrichen würden, wenn Informationen über eine Bedrohung der Sicherheit vorlägen.

Die meisten großen Fluggesellschaften haben positiv auf den Wunsch aus Washington reagiert. Neben Air France hat auch die Lufthansa von Anfang an keine Bedenken gegen Sky Marshals formuliert. Bezahlt werden die speziell ausgebildeten Bundesgrenzschützer übrigens vom deutschen Innenministerium. Der internationale Luftfahrtverband Iata, dem 90 Prozent aller Fluggesellschaften angehören, hatte zunächst gefordert, die Regierungen, die bewaffnetes Schutzpersonal anfordern, sollten für die Kosten aufkommen.

Dem US-Heimatschutzministerium reichen Sky Marshals jedoch nicht, um Flüge sicherer zu machen. Deshalb hat die Regierung nun drei Unternehmen – BAE Systems, Northrop Grumman und United Airlines – beauftragt, Raketenabwehrsysteme für Linienmaschinen zu testen. Die Ausstattung mit Luftabwehrsystemen würde pro Flugzeug rund eine Million Dollar kosten. Der europäische Luftfahrtkonzern EADS kündigte bereits Anfang Dezember an, gemeinsam mit der Lufthansa Abwehrsysteme anbieten zu wollen. Diese sollen Boden-Luft-Raketen erkennen und mit Hilfe von Störfackeln vom Ziel ablenken können. Zunächst solle die Technik nur bei Regierungsmaschinen und besonders gefährdeten Linien eingesetzt werden.

Das französische Innenministerium wies am Mittwoch Vermutungen amerikanischer Medien über die Al-Qaida-Verbindung eines Passagiers eines gestrichenen Flugs von Air France von Paris nach Los Angeles an Heiligabend zurück. Justizminister Dominique Perben bestätigte entsprechende Ermittlungen. Nach Angaben aus Pariser Polizeikreisen sollte es sich um einen Afghanen handeln. Sein Name sei identisch mit dem eines Mannes, der in Afghanistan von Amerikanern festgenommen wurde, dann aber entkommen konnte.

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