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Dokumentation: Platzecks Erklärung

Der SPD-Vorsitzende Matthias Platzeck hat am Montag seine Entscheidung begründet, weshalb er nach noch nicht einmal einem halben Jahr das Amt wieder aufgeben muss. Die Erklärung in Auszügen.

«Ich musste in den letzten Tagen die mit Sicherheit schwierigste Entscheidung meines bisherigen Lebens treffen - nämlich die, auf dringenden ärztlichen Rat den Vorsitz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands niederzulegen. Wir haben uns beide - Kurt Beck und ich - manche von Ihnen werden sich erinnern, hier in diesem Hause - am Reformationstag des letzten Jahres aufgemacht, zu verhindern, dass unsere Partei in einen Strudel gerät.

... Uns beiden lag und liegt sehr daran, dass diese große Koalition in Berlin zu Stande kam und dass sie in Deutschland gute Arbeit leistet. Wir haben (...) einen guten Koalitionsvertrag aushandeln können.

... Wir haben uns in der Partei umgehend den Themen gewidmet, von denen wir beide und das ganze Team der Parteiführung der Überzeugung war, dass es die wichtigen und prägenden Themen der nächsten Jahre sein werden. Es waren dies (...) insbesondere die Familien- und Bildungspolitik auf der Klausur in Mainz. Wir haben uns der Energiepolitik als der zentralen Frage künftiger Wirtschaftspolitik gewidmet und selbstverständlich auch den großen Reformvorhaben Rente und Gesundheit. Wir haben parallel dazu sehr intensiv begonnen, ein neues Grundsatzprogramm für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands zu erarbeiten.

... Ich will mich an dieser Stelle auch sehr herzlich bedanken bei meinem Stellvertreter Kurt Beck, beim Präsidium und beim Vorstand und bei der gesamten Mannschaft des Willy-Brandt-Hauses. (...) Es war eine konstruktive, aber es war eine intensive Arbeit.

... Ich habe (...) sehr viel Kraft und Zeit darauf verwandt, den Kontakt der SPD zu den Gewerkschaften, etwas was mir sehr am Herzen liegt, wieder zu intensivieren.

... Ich musste zum Jahreswechsel erste gesundheitliche Einschränkungen hinnehmen. Es gab einen ersten Hörsturz. Ich habe ihn nicht ernst genommen. Ich habe am 11. Februar am Nachmittag einen Kreislauf- und Nervenzusammenbruch gehabt. Ich habe sieben, acht Tage gebraucht, bis wieder alles richtig tickte.

Ich habe den Ratschlägen meiner Ärzte seinerzeit nicht Folge geleistet, habe am 29. März einen nächsten Hörsturz erlitten mit erheblichem Verlust auch des Hörvermögens. Es gibt noch einige andere Begleiterscheinungen in diesem Kontext, (...) dass es keine andere verantwortliche Entscheidung gab, als diese, es nicht auf die Spitze zu treiben, sondern einen Strich zu ziehen.

Ich bedaure zutiefst, dass ich übertragener Verantwortung (...) nicht weiter gerecht werden kann. Ich habe meine Kräfte im November, das muss ich heute rückblickend einräumen, überschätzt. Ich gehöre allerdings auch zu den Menschen, die etwas ganz oder gar nicht machen. Es hätte aber keinen Sinn gemacht, hier weiter gegen die Wand zu laufen.

Ich werde mich in den nächsten Wochen bemühen, die Gesundheit wieder einigermaßen in Takt zu bekommen und werde mich dann mit ganzer Kraft meinem Land, meinem Land Brandenburg, ein Land, das sich noch mitten im Umbruch befindet, widmen.

... Kurt Beck war bereit, und dafür bin ich ihm sehr dankbar, die Verantwortung in unserer Partei als Vorsitzender zu tragen. Das Präsidium hat dazu eben einen einstimmigen Beschluss gefasst. ...» (tso/dpa)

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