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Politik: "Dosengipfel": Wie klug die Verpackungsverordnung ist - sie setzt vor ein Zwangspfand das Gespräch (Kommentar)

Vielleicht hängt das miteinander zusammen. Mit dem Auto zur Tanke fahren, ein Six-Pack Bier kaufen und Fußball gucken.

Vielleicht hängt das miteinander zusammen. Mit dem Auto zur Tanke fahren, ein Six-Pack Bier kaufen und Fußball gucken. Das ist cool, das ist amerikanisch, das ist locker. So locker, dass die Dose hinterher lässig mit einer Hand zerknautscht und ins Gebüsch gepfeffert wird.

Aber auch wenn die Getränkeverpackung aus Aluminium und Weißblech in der Mülltonne landet, bleibt sie, was sie ist: ein Problem. Für ihre Produktion muss mehr Energie aufgewendet werden, als für den Inhalt. Dosen haben die mit Abstand schlechteste Öko-Bilanz: Von der Produktion bis zur Entsorgung versauern sie die Böden, verschmutzen die Gewässer, bilden Sommersmog, zerstören das Klima und benötigen viel Naturraum. Das Aluminium muss zudem zu 40 Prozent aus den USA oder Russland importiert werden - um hier zu Lande zu Müll zu werden. Sachliche Gründe gibt es also genug, um Getränkedosen zu reduzieren, ihre Verwendung zu erschweren.

Und dann gibt es da noch die Verpackungsverordnung. Die schreibt zwingend vor, dass Einwegverpackungen mit einem Pfand von mindestens fünfzig Pfennig belegt werden, wenn die Mehrwegquote unter 72 Prozent sinkt. Das ist bereits jetzt der Fall. Aber der Urheber der Verpackungsverordnung, CDU-Umweltminister Klaus Töpfer, hatte der Industrie 1992 schon einen Ausweg ins Gesetz geschrieben. Demnach muss auch eine Nacherhebung die gesunkene Quote bestätigen. Damit nicht genug: Erst sechs Monate nachdem die Zahl im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden ist, kommt das Zwangspfand. Das wird im Sommer 2001 sein.

Die Dosenhersteller, Getränkeabfüller und Händler haben also noch ein Jahr Zeit zu handeln. Warum also die Aufregung? Das Zwangspfand ist keine Marotte von Umweltminister Jürgen Trittin, obwohl es ihm möglicherweise Freude macht. BDI-Chef Hans-Olaf Henkel hat nun einen Dosen-Gipfel gefordert, bei dem sich die Unternehmer mit dem Umweltminister über Verpackungen und ihre Reduzierung unterhalten sollen. Na endlich.

Der Vorschlag von Henkel zeugt nun von der Einsicht, die in weite Teile der Unternehmen eingezogen ist. Kluge Unternehmen haben längst erkannt, dass weniger mehr ist: Weniger Verpackung kostet weniger Geld, bringt also mehr Rendite. Schade nur, dass diese Erkenntnis erst durch die Drohung des im Herbst abtretenden BDI-Vorsitzenden deutlich wurde. Der Umwelt und Natur ist aber schließlich egal, aus welchen Gründen weniger Dosen produziert und entsorgt werden.

Ein konstruktiver Dosengipfel jedenfalls könnte dem Verbraucher das lästige Dosenpfand ersparen - er muss halt nur öfter zur Flasche greifen.

Ulrike Fokken

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