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Politik: Drei Wochen ohne Sarko-Show

Der Präsident der Franzosen macht Ferien – aber ganz weg ist er nicht

Jetzt ist er weg. Eine letzte Kabinettssitzung, Ermahnungen an die Minister, die sich in den Urlaub verabschiedeten, ein Empfang für den ägyptischen Präsidenten Mubarak – und nun macht Nicolas Sarkozy selbst Ferien. Jeden Tag seit seiner Wahl im Mai hat Frankreichs neuer Präsident mit seinen Medienauftritten die öffentliche Szene beherrscht. Selbst bei der Tour de France fuhr er mit. Im Peloton- Auto des Tour-Präsidenten hat er sich einen ganzen Tag lang bejubeln lassen. Keine Gelegenheit lässt der umtriebige Präsident aus, um den Franzosen seine Allgegenwart zu demonstrieren.

Nun ist Pause. Drei Wochen lang fällt die tägliche Sarko-Show im Fernsehen aus. Der Präsident ist mit Madame Cécilia in die USA gereist, wo er in Wolfeboro am Winipesaukee-See im Bundesstaat New Hampshire „auf Einladung von Freunden Urlaub“ macht. Per Linienflug sei der Präsident dorthin gereist, teilte der Élysée-Palast weiter mit, um nach dem Wirbel um Sarkozys Malta-Eskapade auf der Jacht eines Milliardärs neuerlichem Wirbel vorzubeugen. Diskretion war diesmal angesagt. Vorbei sollten die Zeiten sein, in denen Sarkozy als urlaubender Innenminister im Beisein von Reportern mit dem Radrennfahrer Virenque trainierte.

Doch Ferien vom Ich, das traut Sarkozy niemand zu. Kaum vorstellbar, dass ihm nicht etwas einfallen sollte, um sich bei den Franzosen in Erinnerung zu rufen, ein Besuch bei US-Präsident George W. Bush beispielsweise, dessen Familie im nahen Kennebunkport (Maine) ihre Sommerresidenz hat. Die Geheimhaltung von Sarkozys Feriendomizil hielt ohnehin nicht lange vor. Nachdem die Stadt Wolfeboro auf ihrer Webseite das Geheimnis gelüftet hatte, fielen die Reporter in den von der Bostoner Schickeria bevorzugten Ort ein, fotografierten Sarkozy bei einem ersten Bad im See und gruben Einzelheiten über die an einem Privatstrand gelegene luxuriöse Villa im New-England-Stil aus. Sie gehört einem ehemaligen Mitarbeiter von Bill Gates und wird von einer örtlichen Immobilienagentur für 30 000 Dollar die Woche zur Miete angeboten.

René Dosière, einen sozialistischen Abgeordneten, hat das zu der Frage veranlasst, wer das bezahle. Die Kosten dieses Urlaubs inklusive Flugreise, so rechnete er vor, überstiegen das Jahreseinkommen Sarkozys. Mit einem Monatsgehalt von 6000 Euro wird Frankreichs Präsident nur bescheiden entlohnt. Dafür gewährt die Republik ihm aber viele Vergünstigungen und stellt ihm auch offizielle Ferienresidenzen wie das Fort Brégancon an der Côte d’Azur zur Verfügung. Wenn der Steuerzahler für Sarkozys Urlaub in den USA aufkomme, könne man diese Residenz ja verkaufen, meinte der Deputierte.

Sarkozy bleibt damit präsent. Gleich nach seiner Ankunft in Wolfeboro musste er auch noch seine Zustimmung zu der von der Opposition geforderten Einsetzung eines Untersuchungsausschusses geben, der Licht in die Affäre um die Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern durch Libyen bringen soll. Auch in seiner Abwesenheit ist der große Kommunikator für Nachrichten gut, und die Medien werden in dieser Zeit nicht nur auf zweitrangige Themen wie die Entführungen in Afghanistan, die Anschläge in Bagdad oder Berichte über Ségolène Royal angewiesen sein.

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