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Politik: Dresden: Verdacht gegen Islamisten nicht ausgeräumt Polizei hält Bahnerpresser bei Kofferbombe für unwahrscheinlich

Dresden. Das sächsische Landeskriminalamt schließt weiter nicht aus, dass Islamisten am 6.

Von Frank Jansen

Dresden. Das sächsische Landeskriminalamt schließt weiter nicht aus, dass Islamisten am 6. Juni die Kofferbombe auf dem Dresdner Hauptbahnhof zünden wollten. „Selbst wenn der Sprengsatz nicht so professionell gebaut war, wie bei Al Qaida üblich, heißt das nicht, Islamisten seien als Tatverdächtige auszuschließen“, sagte LKA-Sprecher Lothar Hofner am Montag dem Tagesspiegel. Hofner wies damit Medienberichte zurück, in denen islamistische Täter als wenig wahrscheinlich bezeichnet wurden. Auch im islamistischen Spektrum gebe es Einzeltäter, die eher semiprofessionell Anschläge planten, sagte Hofner und verwies auf den „Schuhbomber“ Richard Reid. Der Brite hatte im Dezember 2001 während eines Passagierfluges von Paris nach Miami versucht, seine mit Sprengstoff gefüllten Schuhe zu zünden, wurde aber überwältigt.

Vom politisch motivierten Täter bis zu einem verrückten Einzelgänger sei alles möglich, betonte Hofner. Selbst die Beteiligung mehrerer Personen an dem Beinahe-Anschlag mit der Kofferbombe sei denkbar. „Auch ein Einzeltäter kann Helfershelfer gehabt haben“, sagte der LKA-Sprecher. Zwei mögliche Tätertypen hält Hofner allerdings für unwahrscheinlich. Bislang gebe es keine Hinweise auf einen Bahnerpresser oder einen Bombenbauer aus dem Milieu der organisierten Kriminalität.

Trotz der unklaren Motivlage gibt sich das Landeskriminalamt optimistisch. „Die Spurenlage ist gut“, sagte Hofner. Die Polizei stehe in Kontakt zu Firmen, die einzelne Bauteile der Kofferbombe hergestellt haben. „Wir gehen jetzt die Kundenlisten durch“, sagte Hofner. Ein Problem gebe es allerdings mit dem Schnellkochtopf, in dem sich ein Teil des Sprengstoffs befand. Die einst in Baden-Württemberg angesiedelte Herstellerfirma Beka existiere nicht mehr. Außerdem sei der Kochtopf etwa 20 Jahre alt, sagte Hofner. Wer ihn wann gekauft und zuletzt besessen habe, sei schwer zu ermitteln.

Die Fahnder sind auch mit der an der Kofferbombe entdeckten DNA-Spur noch nicht richtig weitergekommen. In der DNA-Datenbank des Bundeskriminalamts fand sich kein Hinweis, der mit dem genetischen Fingerabdruck von Dresden übereinstimmt. Hofner wies außerdem Berichte zurück, die im Koffer gefunden Schottersteine stammten aus einem sächsischen Steinbruch. Um dies zu beweisen, sei zunächst ein geologisches Gutachten notwendig.

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