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Drohnen über AKWs: Steckt Greenpeace dahinter?

Frankreich ist beunruhigt: Immer wieder tauchen unbemannte Drohnen über Atomkraftwerken auf. Greenpeace fordert jetzt die Abschaltung von zwei Akws. Wie groß ist die Gefahr? Und wer steckt wohl hinter den fliegenden Dronen?

Frankreichs Atomwirtschaft kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nach den alarmierenden Berichten über die katastrophale Finanzlage des Atomkonzerns Areva sorgen jetzt seriöse Zweifel an der Sicherheit der Nuklearanlagen für Unruhe. Auslöser ist der Bericht eines unabhängigen Expertenbüros über die mysteriösen Drohnenflüge der vergangenen Wochen über französischen Atomkraftwerken, der jetzt der Regierung und dem zuständigen Parlamentsausschuss im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace übergeben wurde.

Über den im ganzen Land an 19 Standorten mit insgesamt 58 Reaktoren verteilten Kraftwerken waren seit Anfang Oktober rund 30 Flüge von unbemannten Drohnen gesichtet worden. Zuletzt waren das Atomzentrum Marcoule in Südfrankreich sowie die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in der Normandie von Drohnen überflogen worden. Die Hintergründe der Flüge konnten bisher nicht geklärt werden. Die Sicherheitsbehörden tappen völlig im Dunkeln. Weder für die Herkunft der Fluggeräte noch die Motive der Urheber gab es Anhaltspunkte. Zweimal waren Personen, die sich mit Drohnen in der Nähe von Nuklearanlagen aufhielten, festgenommen worden, sie wurden aber schon nach kurzer Zeit als unverdächtig wieder auf freien Fuß gesetzt. Auch über die Risiken, die die Flüge für die Sicherheit der Anlagen bedeuten könnten, zeigten sich die Behörden erstaunlich zugeknöpft. Es bestünden keine akuten Gefahren, hieß es. Die Atomkraftwerke hielten viel größeren Objekten als Drohnen stand.

Greenpeace gab eine Studie zu Drohen und AKWs in Auftrag

Greenpeace gab sich mit diesen Erklärungen nicht zufrieden. Am 11. November gab die Organisation bei dem auf Probleme der Nuklearsicherheit spezialisierten britischen Studienbüro Large & Associates, das unter anderem die russische Regierung bei der Hebung des gesunkenen Atom-U-Boots Kursk beraten hatte, eine Expertise zur Frage der Sicherheit der französischen Atomkraftwerke vor Terrorangriffen mit Drohnen in Auftrag. Am Montag übergab John Large, der Direktor des Londoner Büros, seinen Bericht im Auftrag von Greenpeace an den Ausschuss für Wissenschaft und Technologie des Parlaments, an Premierminister Manuel Valls sowie die Behörde für Nuklearsicherheit ASN und das Institut für Strahlenschutz IRSN. Der Inhalt ist offensichtlich so beunruhigend, dass der Bericht zur Verschlusssache erklärt wurde. Greenpeace zog daraus den Schluss, sofort die vorläufige Abschaltung der beiden meistumstrittenen Atomkraftwerke Fessenheim im Elsass und Cattenom an der Mosel zu fordern.

Das Vorgehen ist den gefälschten Schreiben von Greenpeace in der Schweiz nicht unähnlich

Die Tatsache, dass ausgerechnet in den Tagen vor der Veröffentlichung der Greenpeace-Studie zur Gefahr von Drohnen ebensolche über Akws kreisen, hat die Aufmerksamkeit für diese Studie sicherlich erhöht. Ob Greenpeace hinter den Flügen steckt, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber ein Vorfall in der Schweiz. Dort hat Greenpeace zugegeben, vor der Ausgabe von Jodtabletten an die Bevölkerung durch die Regierung ein gefälschtes Regierungsschreiben an die Bevölkerung verschickt zu haben, in dem die Verteilung der Jodtabletten in alarmistischer Weise angekündigt wurde. Dass die Jodtabletten dann tatsächlich kamen, hat die Glaubwürdigkeit des gefälschten Schreibens unterstützt. Diese Vorgehensweise ist bei den Drohnen nicht unähnlich.

Eine Situation wie jetzt in Frankreich habe er noch in keinem anderen Land gesehen, sagte John Large in einem Interview mit der Zeitung „Le Figaro“, in dem er sich zu den Ergebnissen der Untersuchung äußerte, ohne jedoch sensible Details zu enthüllen. Das Problem der französischen Atomkraftwerke bestehe darin, dass sie zu einer Zeit konzipiert wurden, als man zur Abwehr von Gefahren aus der Luft für ihre Sicherheit vor allem an den Schutz vor Flugzeugabstürzen dachte. Smartphones und Drohnen gab es damals noch nicht. Auf die Gefahren, die von solchen Geräten ausgingen, seien sie daher nicht ausgelegt.

Für Terroristen, die ein Atomkraftwerk mit einer Drohne angreifen wollten, sei es nicht schwierig, es auf das Kühlsystem des Reaktors abzusehen oder auf das Abkühlbecken für die abgebrannten Brennstäbe, sagte Large der Zeitung. Dazu müsse man nur die frei liegenden Wasserpumpen oder die wenig geschützten Becken zerstören. Dazu genügten mehrere Drohnen „und ein paar Kilo Sprengstoff“. Würde es den Terroristen dann noch gelingen, die Sicherheitskräfte daran zu hindern, die Pumpen mit Generatoren wieder anzuwerfen, würde dies in kürzester Zeit zu einer Kernschmelze führen. Der Reaktorkern wäre dann, wie die Katastrophe von Fukushima zeigte, nicht mehr zu kühlen.

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