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Druck aus der Partei: FDP zerrt am Vorsitzenden

Guido Westerwelle braucht derzeit offenbar Solidaritätsadressen – anders ist kaum zu erklären, dass sich eine ganze Anzahl von Liberalen am Mittwoch bemüßigt fühlten, etwas Nettes über den FDP-Chef zu sagen.

Berlin - Guido Westerwelle braucht derzeit offenbar Solidaritätsadressen – anders ist kaum zu erklären, dass sich eine ganze Anzahl von Liberalen am Mittwoch bemüßigt fühlten, etwas Nettes über den FDP-Chef zu sagen. Der hessische FDP-Vorsitzende Jörg-Uwe Hahn, schon länger unzufrieden mit dem Berliner Koalitionsmanagement, hatte Westerwelle nahegelegt, sich mehr auf die Außenpolitik zu beschränken. Den an den Umfragewerten ablesbaren Imageverlust kreidete er dem Parteichef direkt an.

Dem „freundschaftlichen Schubsen“, wie Hahn seine Kritik nennt, schloss sich der Generalsekretär der Saar-FDP, Rüdiger Linsler, an. Westerwelle sollte sich vom Parteivorsitz zurückziehen. Linsler sagte der „Saarbrücker Zeitung“, er wünsche sich, dass Westerwelle das selbst erkenne, „bevor der Schaden an der FDP noch größer wird“. Der thüringische FDP-Generalsekretär Patrick Kurth befand: „Die Diskussion um die Eignung Westerwelles gehört nicht in die Öffentlichkeit.“ Um dann öffentlich kundzutun, dass Westerwelle noch den Beweis erbringen müsse, er könne beide Ämter – Parteichef und Regierungsamt – ausüben. Zudem müsse der Parteichef zeigen, dass er regieren könne und nicht nur ein „großartiger Oppositionspolitiker“ sei.

Als oberster Verteidiger des Parteivorsitzenden gegen diese Wortmeldungen aus der eher zweiten Reihe meldete sich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle zu Wort. „Wir hätten ohne ihn bei der letzten Wahl nicht fast 15 Prozent erreicht“, sagte er der „Bunten“. Auch Wolfgang Kubicki, bundesweit bekannter Fraktionschef im Kieler Landtag, stellte sich hinter Westerwelle. „Ich kann die Frustration von Hahn verstehen“, ließ er im „Hamburger Abendblatt“ listig durchblicken, um hinzuzufügen, dass die „wöchentlich wiederkehrende Kritik“ an Westerwelle nichts bringe. „Maßlos“ und „inakzeptabel“ fand schließlich Sachsens FDP-Chef Holger Zastrow die Kritik am Vorsitzenden der Liberalen. Wobei auch er nicht um eine Erkenntnis herumkam: „Wir sind nicht gut gestartet.“

Im Südwesten, wo im März eine schwarz-gelbe Koalition zur Wahl steht, fallen bislang keine Äußerungen – weder pro noch contra. Doch weiß man seit dem schlechten Wahlergebnis der Landesvorsitzenden (und Bundestags-Fraktionschefin) Birgit Homburger auf dem Parteitag im Juli, dass in der baden-württembergischen FDP ordentlich gegrummelt wird. Aber was vermissen die Liberalen bei ihrem Chef? Kurt Biedenkopf hat einmal gesagt, das war noch vor Westerwelle, die FDP biete mehr Marketing als Inhalt. Ist es das: Vom einen zu viel, vom anderen zu wenig? Und das schon zu lange?

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