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Politik: Druckwelle des Terrors

Der Konflikt im Irak greift auf die arabischen Nachbarländer über. Auch sie werden zum Ziel von Attentätern

Riad, Amman und nun Damaskus: Innerhalb von einer Woche gab es in zwei arabischen Hauptstädten Terroranschläge, ein drittes Attentat wurde nach Angaben der jordanischen Behörden vereitelt. Auch wenn noch viele Fragen offen sind, deutet doch viel darauf hin, dass die Unruhe, die von der zunehmenden Gewalt im besetzten Irak ausgeht, Auswirkungen auf die umliegenden Länder der Region hat. Und dass die mutmaßlichen Täter wahrscheinlich ideologische und möglicherweise auch organisatorische Verbindungen zu Al Qaida haben.

Am unklarsten ist bisher der Zwischenfall in Damaskus am Dienstagabend. Bei einem Bombenanschlag auf ein leer stehendes Gebäude, das früher von den UN benutzt wurde, und der anschließenden Schießerei mit den syrischen Sicherheitskräften, wurden vier Menschen getötet. Bisher ist nicht bekannt, wer hinter diesem Anschlag steht. Es war der erste Zwischenfall dieser Art seit Jahren in dem von Geheimdienst und Sicherheitskräften extrem kontrollierten Syrien, wo jede Opposition im Keim erstickt wird. Syrische Vertreter sprechen allgemein von „Terroristen“, machen indirekt aber radikale islamistische Gruppen wie Al Qaida für den Anschlag verantwortlich sowie die chaotische Situation im Nachbarland Irak und die jüngsten Ereignisse in Israel.

Allerdings liegt Syrien im Gegensatz zu Jordanien oder Saudi-Arabien auf den ersten Blick nicht im Fadenkreuz radikaler Islamisten: Das Land hat den US-Angriff auf den Irak verurteilt und bisher dem US-Druck, eine nachgiebigere Linie gegenüber Israel zu fahren, widerstanden. Im Gegenteil: Das Regime von Baschar al Assad steht in der Schusslinie der Neokonservativen in Washington. Ihm wird außerdem vorgeworfen, radikale Kämpfer über Syrien in den Irak einreisen zu lassen. Der Kongress nahm kürzlich ein Gesetz über Wirtschaftssanktionen gegen Syrien an. Auch die These, dass die syrischen Muslime hinter dem Anschlag stehen, ist schwach: Sie haben zwar Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre den bewaffneten Aufstand geprobt, wurden aber 1982 beim Massaker in Hama zu Tausenden getötet und verhalten sich seither ruhig.

Im Gegensatz zu Syrien gilt Jordanien als engster Alliierter der USA in der Region und hat Frieden mit Israel geschlossen. Gerade deshalb ist es auch eher durch Terrorakte radikaler Islamisten gefährdet als Syrien. Zumal der sich langsam als neuer internationaler Terrorführer etablierende Abu Musab al Sarqawi jordanischer Herkunft ist. Zu vermuten ist, dass der in Jordanien Anfang April in Abwesenheit zum Tode verurteilte Sarqawi einen persönlichen Hass gegen das Regime seines Heimatlandes hegt; ebenso wie der Saudi Osama bin Laden dem Kampf gegen das Königshaus in Riad einen ganz besonderen Platz einräumt.

Die Konflikte zwischen radikalen Islamisten und Regimen in der arabischen Welt sind nicht neu. Aber während sich früher Terroranschläge zumeist gegen Ausländer richteten, zielen sie jetzt verstärkt auf staatliche Einrichtungen. Und die Täter nehmen dabei hohe Opferzahlen unter arabischen Zivilisten in Kauf. Diese Radikalisierung der Terrorgruppen sehen viele Beobachter im Zusammenhang mit der Verschärfung der Auseinandersetzung mit den USA, die den Irak besetzt halten und Israels Politik bedingungsloser denn je unterstützen.

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