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Politik: Duell um die stärkeren Nerven - Israels Premier Barak und Palästinenser-Chef Arafat haben noch immer keine Unterschrift unter das Abkommen gesetzt

Die Unterzeichnung des neuen israelisch-palästinensischen Abkommens über Teilrückzüge und Freilassungen verzögerte sich auch am Freitag. Dank erstmaliger amerikanischer Intervention konnten allerdings die letzten Streitpunkte weitgehend beigelegt werden, sodass allgemein die Unterzeichnungszeremonie für Sonnabendnacht im ägyptischen Rotmeerbadeort Sharm el-Sheikh erwartet wird.

Die Unterzeichnung des neuen israelisch-palästinensischen Abkommens über Teilrückzüge und Freilassungen verzögerte sich auch am Freitag. Dank erstmaliger amerikanischer Intervention konnten allerdings die letzten Streitpunkte weitgehend beigelegt werden, sodass allgemein die Unterzeichnungszeremonie für Sonnabendnacht im ägyptischen Rotmeerbadeort Sharm el-Sheikh erwartet wird. Israels Ministerpräsident Ehud Barak und Palästinenserpräsident Jassir Arafat lieferten sich ein einzigartiges Duell in Sachen Nervenstärke. Beide behaupteten seit Mittwoch, sie warteten jeweils nur auf den Anruf der Gegenseite. Barak wollte von Arafat die endgültige Zustimmung zu seinen Verbesserungs-Vorschlägen für das nicht umgesetzte Wye-Abkommen, dieser wiederum erhoffte sich die israelische Zustimmung zu einer Erhöhung der Zahl der von Israel freizulassenden palästinensischen Häftlinge.

Barak ließ die Palästinenser wissen, dass er "keinen Buchstaben des Abkommensentwurfs mehr ändern werde, selbst Druckfehler nicht" - forderte aber gleichzeitig eine präzisere und verbindliche Formulierung des beidseitigen Verbotes einseitiger Schritte während der Endstatusverhandlungen, damit Arafat nicht doch noch während dieser den Staat Palästina ausrufen kann. Dieses im buchstäblich letzten Augenblick aufgetauchte Problem blieb der letzte Streitpunkt überhaupt, den man allerdings dank aktiver Mithilfe der inzwischen in Jerusalem eingetroffenen amerikanischen Außenministerin Albright weitgehend entschärfte. Allem Anschein nach wird der Abkommenstext nicht geändert, sondern der Streitpunkt mittels Begleitschreiben bereinigt.

Beim anderen Problem, dem Ausmaß der Freilassungen, "blinzelte Arafat zuerst", indem er die israelische Zahl von 350 freizulassenden palästinensischen Sicherheitshäftlingen persönlich akzeptierte. Seine beiden Unterhändler Erakat und Dahlan, die ultimativ von Israel weitere 50 Freilassungen gefordert hatte, setzte Arafat kurzerhand ab und ersetzte sie durch seinen Stellvertreter Abu Mahsen und den moderaten Planungsminister Nabil Shaat. Arafat erklärte daraufhin gegenüber der ägyptischen Nachrichtenagentur, "das Abkommen steht und wird Sonnabendnacht in Sharm el-Sheikh unterschrieben werden". Doch Israels Außenminister David Levy und seine amerikanische Amtskollegin widersprachen ihm indes zwei Stunden später.

Albright setzte nach den nächtlichen Verhandlungen am Donnerstag mit Arafat in Alexandria und Barak in Jerusalem ihre Reise planmäßig fort. Sie führte weitere Gespräche in der israelischen Hauptstadt, von der sie am Sonnabendmorgen nach Damaskus fliegen wird - der gemäß der ursprünglichen Planung wichtigsten Station ihrer Nahostreise. Am Abend sollte sie nach Israel zurückkehren, um Barak Präsident Assads Antwort auf das israelische Angebot zu überbringen. Nun ist damit zu rechnen, dass Albright am Sonnabend nach Sharm el-Sheikh fliegt, wo Barak und Arafat in Anwesenheit der US-Außenministerin, des ägyptischen Präsidenten Mubarak und möglicherweise des jordanischen Königs Abdullah das Abkommen unterzeichnen sollen.

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