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Politik: Dünner Faden

Von Robert Birnbaum und Christian Böhme Es sind die Kleinigkeiten, die auch dem Außenstehenden signalisieren, wie ein politisches Versöhnungs-Gespräch gelaufen ist. War es einigermaßen einvernehmlich, zeigen sich die Beteiligten danach gemeinsam.

Von Robert Birnbaum

und Christian Böhme

Es sind die Kleinigkeiten, die auch dem Außenstehenden signalisieren, wie ein politisches Versöhnungs-Gespräch gelaufen ist. War es einigermaßen einvernehmlich, zeigen sich die Beteiligten danach gemeinsam. Genau das aber haben Paul Spiegel für den Zentralrat der Juden und Guido Westerwelle für die FDP nicht getan. Nach anderthalb Stunden gingen der Präsident und der Vorsitzende am Dienstag vor die Presse - nacheinander. Spiegel gab mit ernster Miene bekannt, dass er und die anderen Repräsentanten der deutschen Juden auf der Ablösung von Jürgen W. Möllemann als Parteivize bestehen. Dies sei eine Aufgabe des Bundesvorstands. Man habe sich nicht in allen Fragen einigen können, werde aber den Dialog fortsetzen. Viel mehr sagte Spiegel nicht. Sein Stellvertreter Michel Friedman - von Möllemann mehrmals angegriffen - findet deutlichere Worte. Die Freidemokraten trieben ein Doppelspiel, solange sie ihren Vizechef nicht für seine Äußerungen bestraften.

Auch ein ernster Guido Westerwelle sagt über die Inhalte der Unterredung mit dem Zentralrat wenig. Der Parteichef der Liberalen betont dafür gleich mehrmals, niemand habe nach den Differenzen und „Verletzungen“ der vergangenen Wochen damit gerechnet, dass alle Differenzen ausgeräumt werden können. Dennoch sei das Gespräch im Thomas-Dehler Haus ein „sehr guter Anfang“ gewesen. Ein „feiner, kostbarer Faden“ sei geknüpft worden. Von einem Schlussstrich unter dem Streit mit dem Zentralrat spricht Westerwelle nicht. In der Unterredung hat er die Vertreter des Zentralrats darauf hingewiesen, wie massiv Präsidium und Vorstand der FDP Möllemann tags zuvor gerügt haben. Von einer „antisemitischen Kampagne“ hat der bayerische FDP-Generalsekretär Horst Krumpen sogar gesprochen, ohne dass es Widerspruch gab. Aber selbst in dieser Situation geballter Entladung hat keiner verlangt, Möllemann hinauszuwerfen oder seines Postens als Parteivize zu entheben.

Möllemann war zu dem Gespräch mit dem Zentralrat und einem danach folgenden Mittagessen mit weiteren führenden FDP-Politikern nicht eingeladen. Spiegel hatte es kategorisch abgelehnt, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen. Denn für den Zentralrats-Präsident ist der FDP-Parteivize seit Montag eine Unperson. An diesem Tag entschuldigte sich Möllemann bei allen Juden, mit einer Ausnahme: Michel Friedman.

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